Quarantäne-Aus laut Virologe Krammer "keine gute Idee"
Die Corona-Zahlen steigen. Jetzt sind es etwa 70 Mal so viel im im Vorjahr. Virologe Florian Krammer hält nicht nur angesichts dieser Zahlen den Vorschlag, dass Infizierte nicht mehr verpflichtend in Quarantäne müssen, für keine gute Idee.
In der "ZiB2" sagte er am Mittwoch: „Wenn man weiß, dass man infiziert ist, soll man sich absondern, wen man sonst andere infiziert. Das ist keine gute Idee.“
Langfassung: Interview mit Virologe und Impfstoffexperte Florian Krammer
Auch Infizierte, die keine Symptome haben, sollten nicht unter Menschen – auch nicht ohne Maske: „Man weiß nicht, wie ansteckend jemand ist. Wenn jemand keine Symptome hat, kann es sein, dass er noch Symptome bekommt. Grundsätzlich kann jeder, der infiziert ist, andere anstecken und sollte zu Hause bleiben.“
Das gelte übrigens auch für andere Virusinfektionen wie die Grippe: „Es gibt zwar keine Pflicht für Influenza-Patienten, sich zu isolieren, aber auch der sollte zu Hause bleiben.“
Wenig Hoffnung macht der Virologe, der in den USA forscht, darauf, dass wir irgendwann einmal eine Herdenimmunität erreichen können. „Das Virus wird uns bleiben. Es wird so sein, wie bei saisonalen Coronaviren, dass man sich mehrmals anstecken kann.“
Angepasster Impfstoff
Etwas enttäuschend findet Krammer, dass die mRNA-Impfstoffe nicht schneller an die neuen Varianten, wie jetzt Omikron angepasst wird: „Das ist zwar technisch leicht möglich, allerdings gibt es kein Zulassungsverfahren, das man schnell vorbereitet hat, um schnell Stämme zu ändern und schnell den Impfstoff anzupassen. Mittlerweile ist man in klinische Studien gegangen und die Resultate sind da.“
Die europäische Zulassungsbehörde hat Daten bekommen – da könnte es schnell zu Zulassungen kommen. „Ich schätze zwischen August und Anfang Oktober.“
Auf die Frage, wann man sich den vierten Stich abholen sollte, antworte Kramer: „Risikopatienten und ältere Personen sollten sich jetzt schon impfen lassen, weil eine neue Welle anrollt.“ Ansonsten würde er sich auf die Empfehlungen der nationalen Impfgremien verlassen.
Mehrere Spritzen
Schwer zu sagen sei, wie oft wir uns noch immunisieren lassen müssen: „Entweder wird es eine jährliche Impfung wie bei der Grippe geben oder immer sobald es eine stark veränderte Variante gibt.“
Krammer äußerte sich auch zur Impfpflicht von Gesundheitspersonal, die er aus zwei Gründen befürwortet, vor allem, wenn es angepasste Impfstoffe gibt. „Zum einen weil sie mehr Kontakt zu Infizierten haben, zum anderen will man gewährleisten, dass Personal keine Infektionen weitergeben kann.“
Impfungen seien jedenfalls nach wie vor notwendig – auch wenn es mittlerweile Medikamente gibt. „Zum einen kann ich so vorausschauend agieren, zum anderen brauche ich beides, Impfung und Medikamente.“
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