Koglers "Mäcigate": Wie grün ist Burger-Essen?

Wiener Grüne mit Soliburgern: Birgit Hebein (2.v.li.)
Experten verteidigen Vizekanzler und Fastfood-Kette. Die Grünen sagen, jeder darf leben, wie er oder sie will

Die Klimadebatte ist um eine schräge Facette reicher: Seit der rechte Ex-BZÖ-Politiker Gerald Grosz ein Foto von Grünen-Chef Werner Kogler bei McDonald's samt hämischer Kommentare veröffentlicht hat, diskutieren Freund und Feind über die Frage: Darf der Kogler das?

Darf ein Öko-Freund und Klimabewegter zum „Schachtelwirt“, wie sich Grosz ausdrückt und dem Vizekanzler ganz offen „grüne Heuchlerei“ vorwirft?

Die Fronten sind klar: Kogler-Anhänger verspeisen ihre „Soliburger“ und antworten jenen, die schon ein „Mäcigate“ ausrufen: „Wer noch nie bei McDonald's war, werfe das erste Pommes Frites.“

Birgit Hebein, Wiens Grüne Vizebürgermeisterin, und andere Getreue haben mit saftigen Burgern keine Berührungsängste – wie ihr Foto beweist. Selbst Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger deckte sich solidarisch mit Fastfood vom Marktführer ein und sammelte Likes auf Instagram. Der Appetit auf Fleischlaberl verbindet über Politgrenzen hinweg.

Die Kogler-Gegner beruhigt das nicht, sie mokieren sich z.B. über den weiteren Beitrag zu den Müllbergen dieser Welt. Doch seriöse Kritik ist selten: Die Grünen sind für Grosz und seine Fans ohnehin nur ein „Alpenableger der schwedischen Klimasekte“.

Zu den Fakten: Weder die Partei noch Werner Kogler haben je gesagt, ein Grüner dürfe keine Burger essen oder nicht zu McDonald's gehen. Kogler ist auch kein Vegetarier.

Er sagt zum KURIER: „Wir Grünen wollen, dass die Menschen selbst entscheiden, wie sie leben wollen – also auch was sie essen. Die Politik hat die Aufgabe, die Entscheidungen der einzelnen zugunsten eines umweltschonenden und klimaschützenden Lebens zu erleichtern. Das ist unsere Aufgabe. Nicht mit erhobenem Zeigefinger zu moralisieren. Nur weil wir glauben, oft die besseren Ideen zu haben, sind wir noch nicht die besseren Menschen.“

Österreichs Klima-Gewissen, Helga Kromp-Kolb, sieht das ähnlich. Die Expertin anerkennt die Anstrengungen von McDonald's, die da sind: 90 Prozent Recycling-Quote, 70 Prozent aller Lebensmittel aus Österreich, 62 Prozent weniger CO2 seit 2005, keine Plastiksackerl seit 1992 und vieles mehr. Kromp-Kolb: „Mit gelegentlichen Besuchen kann man die Ambitionen dieser Firma durchaus unterstützen.“

Auch Katharina Rogenhofer vom Klimavolksbegehren hebt nicht den Zeigefinger, sondern sagt: „Es geht nicht darum, Menschen für ihre individuellen Entscheidungen anzuprangern und aus einem schnellen Happen gleich ein Burgergate zu machen. Die Lösung der Klimakrise liegt nicht im Konsum des Einzelnen, sondern darin, klimafreundliches Leben durch politische Hebel zur Norm zu machen."

Am zurückhaltendsten argumentiert noch McDonald's selbst. Österreich-Chefin Isabelle Kuster äußert sich nicht direkt zum Besuch von Werner Kogler, hält aber fest: "Seit vielen Jahren sind uns Lebensmittel aus Österreich, verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen sowie Integration und Chancengleichheit unserer Mitarbeiterinnen sehr wichtig. Und darauf sind wir stolz."

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