Kern-Nachfolge: Rendi-Wagner dürfte als neue SPÖ-Chefin fix sein

Kern-Nachfolge: Rendi-Wagner dürfte als neue SPÖ-Chefin fix sein
Nach der Absage von Doris Bures soll Pamela Rendi-Wagner das Erbe von Christian Kern antreten. Auch der ÖGB unterstützt sie. Präsidium Samstagvormittag.

Die Würfel dürften gefallen sein. Ex-Gesundheitsministerin Pamela Rendi-Wagner (47) wird die Nachfolge von Christian Kern antreten und erste Frau an der Spitze der SPÖ sein. Bereits am Freitagnachmittag kristallisierte sich nach KURIER-Informationen heraus, dass alle SPÖ-Landesorganisationen sowie der Gewerkschaftsbund (ÖGB) für Rendi-Wagner als neue rote Frontfrau sind. Eine Präsentation könnte bereits am Samstag erfolgen. Rendi-Wagner ist erst seit März des Vorjahres Parteimitglied.

Als Hauptgrund für die rasche Entscheidung gilt die am Freitagvormittag erfolgte definitive Absage der Zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures. Sie war zunächst von Wien, Burgenland und dem ÖGB favorisiert worden, nahm sich aber selbst aus dem Rennen. Vermutet wird, dass sich Bures die Option einer Hofburg-Kandidatur offen lassen will. Damit war der Weg für Rendi-Wagner frei.

Auch Wien und Burgenland offiziell für Rendi-Wagner

Mittlerweile spricht sich auch die SPÖ Wien nach einer Präsidiumssitzung offiziell für die "ausgewiesene Expertin für Gesundheits-und Sozialfragen" aus. "Es übernimmt mit Pamela Rendi-Wagner erstmals eine Frau die Position als Vorsitzende der SPÖ", lässt Vorsitzender und Bürgermeister Michael Ludwig via Aussendung wissen, "und diesen Weg befürwortet die Wiener Partei, die sich immer besonders für die Frauenförderung eingesetzt hat und dies als positives Signal wertet."

Als erste Landespartei hatte am Freitagnachmittag die burgenländische SPÖ ihre Unterstützung für Rendi-Wagner via APA öffentlich gemacht. Auch die Landesgruppen aus Niederösterreich und Salzburg gaben bereits entsprechende Beschlüsse bekannt. Steirer und Oberösterreicher signalisierten ebenfalls ausdrücklich ihre Unterstützung und in der Kärntner Landespartei ist die Zustimmung nach dem bereits gestern erfolgten Plazet von Landeshauptmann Peter Kaiser nur Formsache. 

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Vorstand erst Anfang nächster Woche

Samstag ab 9.00 Uhr tagt das Präsidium. Definitiv beschlossen wird die Nominierung Rendi-Wagners für die Wahl am Bundesparteitag am 23. November vom Parteivorstand voraussichtlich am Dienstag, erfuhr die APA in der SPÖ. Der Vorstand könne so schnell nicht einberufen werden, weil er - mit 68 Mitgliedern - das wesentlich größere Gremium ist als Präsidium, dem nur der Parteichef und die 15 Stellvertreter angehören. Formale Beschlüsse fassen kann aber nur der Parteivorstand.

Dass dieser am Dienstag die erste SPÖ-Chefin nominieren wird, gefällt auch den SPÖ-Frauen. Auch das SPÖ-Frauenpräsidium wird laut Bundesfrauengeschäftsführerin Andrea Brunner die Designierung Rendi-Wagners vorschlagen.

Notwendig geworden war die Suche nach einer neuen Parteiführung durch sich überschlagende Ereignisse am Dienstag. SPÖ-Chef Christian Kern gab nach ersten medialen Gerüchten noch am selben Tag bekannt, bei der EU-Wahl im Mai 2019 als Spitzenkandidat anzutreten und somit nach Brüssel wechseln zu wollen. In Zuge dessen werde er auch sein Amt als Parteichef und die Rolle als Oppositionsführer abgeben, erklärte Kern. Für 24. und 25. November wurde ein neuer Parteitagstermin angesetzt. Dann soll die neue Parteiführung und die Liste für die EU-Wahl gewählt werden.

Rendi-Wagner sitzt derzeit als SPÖ-Abgeordnete und Gesundheitssprecherin im Nationalrat. Das Abgeordnetenmandat ist eine Grundvoraussetzung, um in der verbleibenden Legislaturperiode auch die Opposition im Parlament anführen zu können. Bei der Nationalratswahl 2017 kandidierte Rendi-Wagner auf Platz 2 der SPÖ-Bundesliste direkt hinter Kern.

Ende August sagte die promovierte Tropenmedizinerin in einem KURIER-Interview: "Als Opposition ist es unsere Aufgabe die  Regierung zu kontrollieren, und wie wichtig das ist, sieht man bei Themen wie dem Rauchverbot oder der AUVA. Das ist eine neue Herausforderung, die für mich persönlich genauso wichtig ist wie meine Aufgabe 2017 als Ministerin."

Bilder: Wer ist Pamela Rendi-Wagner?

Kern-Nachfolge: Rendi-Wagner dürfte als neue SPÖ-Chefin fix sein

Pamela Rendi Wagner wurde am 7. Mai 1971 als Joy Pamela Wagner in Wien geboren.

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Nach ihrem Medizin-Studium (1989-1996) absolvierte sie ein Master-Studium an der London School of Hygiene and Tropical Medicine.

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Nach ihrer Rückkehr nach Wien arbeitete Rendi-Wanger an der Universität Wien und spezialisierte sich auf Infektionsepidemiologie. 2008 habilitierte sie zum Thema „Prävention durch Impfungen“.

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Erst einen Tag vor ihrer Angelobung als Ministerin trat sie offiziell der SPÖ bei. Beim Bund Sozialistischer AkademikerInnen (BSA) ist sie allerdings seit 2012 Mitglied. Bei den SPÖ Frauen oder der Gewerkschaft ist Rendi-Wagner nicht verankert.

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Zwischen 2008 und 2011 war Rendi-Wagner Gastprofessorin im Department of Epidemiology and Preventive Medicine an der Tel Aviv University in Israel. Danach erfolgte der Wechsel ins Gesundheitsministerium, wo sie die Leitung der Sektion III, „Öffentliche Gesundheit und medizinische Angelegenheiten“ übernahm. Außerdem wurde sie Vorsitzende des Bundesamts für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) und Mitglied der Bundesgesundheitskommission.

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Unter SPÖ-Chef Christian Kern wurde sie im März 2017 Bundesministerin für Gesundheit. Sie übte das Amt aus, bis die SPÖ im Dezember 2017 aus der Regierung schied. Seitdem war Rendi-Wagner Gesundheitssprecherin der SPÖ.

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Sie ist mit Michael Rendi, dem ehemaligen österreichischen Botschafter in Israel und früheren Kabinettschef des ehemaligen Kanzleramtsminister Thomas Drozda verheiratet. Gemeinsam haben sie zwei Töchter.

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Bei den Nationalratswahlen 2017 trat Rendi-Wagner als Nummer zwei auf der Liste der SPÖ an. Am Parteitag im Oktober hätte sie eigentlich offiziell zu Christian Kerns Stellvertreterin gewählt werden sollen. Nun sieht es so aus, als würde ihr Weg aber an die oberste Position in der SPÖ führen.

Politik-Quereinsteigerin

In die Politik kam Joy Pamela Rendi-Wagner - so heißt sie mit vollem Namen - am 8. März 2017 als Quereinsteigerin. Kern holte damals als Bundeskanzler die ausgewiesene Gesundheitsexpertin als Nachfolgerin für die verstorbene Sabine Oberhauser in sein Regierungsteam. Rendi-Wagner trat erst einen Tag vor ihrer Angelobung der SPÖ bei.

Die gebürtige Wienerin ist mit dem Diplomaten Michael Rendi verheiratet, mit dem sie zwei Töchter hat. 1996 promovierte Rendi-Wagner an der Medizinischen Universität Wien, 2011 wurde sie Sektionschefin und Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit im Gesundheitsministerium.

"Ich bin 2017 in die Politik gegangen, weil ich gestalten, weil ich die Gesundheit der Menschen verbessern wollte", sagte sie kürzlich zum KURIER. "Natürlich habe ich mir nach dem Regierungswechsel gedacht: 'Schade, ich hätte noch viel bewegen wollen'."

Vielleicht schafft Rendi-Wagner das in ihrer möglichen neuen Rolle als Parteichefin.

"Warum eigentlich, Frau Rendi-Wagner?"

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