Kardinal Pizzaballa sagt Wien-Besuch wegen Lage in Nahost ab

Members of the clergy hold a press conference in Jerusalem
Lateinischer Patriarch von Jerusalem sollte an Maria-Namen-Feier im Stephansdom teilnehmen.

Spätestens seit dem letzten Konklave ist er auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt: Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem. Der 60-jährige Franziskaner galt als möglicher Nachfolger von Papst Franziskus.

Nun hätte er, der in seiner Funktion auch Großprior des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ist, am übernächsten Wochenende (13./14. September) nach Wien kommen sollen, um an der Maria-Namen-Feier im Wiener Stephansdom teilzunehmen. Aufgrund der prekären Lage in seiner Heimat wurde der Besuch jedoch kurzfristig abgesagt. Bereits letzten Mittwoch hatte Pizzaballa seine geplante Teilnahme an einer Veranstaltung in Pavia (Lombardei/Italien) – bei der es um die Situation im Gazastreifen ging – abgesagt. Per Videoschaltung sprach sich Pizzaballa damals vehement gegen Pläne zur Absiedelung der Bevölkerung aus dem Gazastreifen aus, diese seien „unmoralisch“. Der Kardinal hat wiederholt die katastrophale humanitäre Lage der Menschen in Gaza angeprangert, aber auch die Gräueltaten der Hamas scharf kritisiert und ein Ende des Krieges gefordert. Allerdings vermisste Israel in Pizzaballas ersten Erklärungen zum 7. Oktober 2023 eine eindeutige Verurteilung der Hamas. Später hielt der Kirchenmann fest: „Um es klar zu sagen: Die Hamas hat barbarische Akte in Israel angerichtet.“

Pizzaballa ist der höchste Vertreter der römischen (lateinischen) Kirche im Heiligen Land. In seinen Verantwortungsbereich fallen Israel, die palästinensischen Autonomiegebiete, Jordanien und Zypern.

Rosenkranz-Sühnekreuzzug

Die Maria-Namen-Feier wird vom „Rosenkranz-Sühnekreuzzug um den Frieden der Welt“ (RSK) veranstaltet – eine Gebetsinitiative, welche aus der Notlage der Nachkriegszeit 1947 vom Franziskanerpater Petrus Pavlicek gegründet wurde und die Wiedererlangung der Freiheit Österreichs zum Ziel hatte. Heute zählt der RSK weltweit rund 300.000 Mitglieder und versteht sich als Gemeinschaft des Gebets für den Frieden in der Welt. Geleitet wird sie von der 81-jährigen Traude Gallhofer, als Geistlicher Assistent fungiert der Franziskaner Elias van Haaren.

Das zugrunde liegende Fest Mariä Namen ist eines der zahlreichen Marienfeste im katholischen Kalender. Es besteht seit dem 16. Jahrhundert, später – unter Innozenz XI. (1676–1689) – wurde es mit dem Sieg der vereinigten christlichen Heere bei der Zweiten Türkenbelagerung am 12. September 1683 verknüpft; schließlich wurde der 12. September von Pius X. (1903–1914) als Festtag fixiert.

Schirmherr Lackner

Am 13. und 14. September werden jedenfalls zwei Gottesdienste im Stephansdom stattfinden, jenen am Samstag sollte Pizzaballa leiten, von dem nun ein Grußwort verlesen werden wird. Am Sonntag steht der Liturgie der Salzburger Erzbischof Franz Lackner – Vorsitzender der Bischofskonferenz und Schirmherr des Rosenkranz-Sühnekreuzzugs – vor.

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