Kern-Krise: Graz und Eisenstadt sind mit Rendi-Wagner versöhnt

Kern-Krise: Graz und Eisenstadt sind mit Rendi-Wagner versöhnt
SPÖ-Turbulenzen: Warum Wiens SPÖ-Chef gegen die neue Chefin schoss – und wie es nun weitergeht.

Reden, reden, reden: Wenn die designierte Parteichefin der SPÖ Pamela Rendi-Wagner in diesen Tagen eines tut, dann vor allem das.

Nach Christian Kerns verstolperter Demission und den Spannungen nach Rendi-Wagners ersten Personalentscheidungen, ist die erste Frau an der Spitze der Sozialdemokratie nun vor allem damit beschäftigt, in Telefonaten und persönlichen Gesprächen Ruhe in die Bewegung zu bringen.

Einer, der zuletzt besonders deutlich seinen Unmut Gehör verschaffte, war der Chef der wichtigsten Landesorganisation, Wiens SPÖ-Chef Michael Ludwig.

Beim KURIER-Tag erklärte der Wiener Bürgermeister, dass er es für gut und richtig gehalten hätte, wenn man sich für die Personalentscheidungen insgesamt ein paar Tage mehr Zeit genommen hätte. „Ich bin aber bereit, loyal zur Führung zu stehen“, sagt Ludwig. Nachsatz: „Wenn es den Menschen in unserer Stadt hilft.“

In der Wiener Stadt-SPÖ wird erzählt, Ludwig könne die Irritationen nun insofern für sich nutzen, als er die Landespartei mit seiner Kritik am Bund eint. Denn indem Ludwig den von Rendi-Wagner zum Klubobmann-Stellvertreter degradierten Andreas Schieder unterstützt, schickt er ein versöhnliches Signal an seinen früheren Konkurrenten Schieder – und gleichzeitig an alle Funktionäre hinter Schieder.

Paternalistisch

Alt-Bürgermeister Michael Häupl versuchte beide Seiten – also Bundes- wie auch die Wiener Landespartei – zu verstehen.

Ludwig habe seine Äußerungen „sicher nicht böse gemeint“: „Aber zu sagen, dass Rendi-Wagner nicht zwei Funktionen gleichzeitig ausüben kann, war schon ein bisserl paternalistisch“, sagte Häupl beim KURIER-Tag.

Paternalistisch oder nicht – die steirische SPÖ stimmte vor allem die Tatsache grimmig, dass der in den Bundesländern wohlgelittene Steirer Max Lercher das Feld als Bundesgeschäftsführer räumen musste.

Am Freitag schien der Zorn indes verflogen. Parteichef Michael Schickhofer hat „mittlerweile mehrere Male“ mit Rendi-Wagner telefoniert. „Die Irritationen sind ausgeräumt, und wir haben vereinbart, dass die Kultur der Offenheit weiter gelebt wird. Uns Steirern geht’s darum, dass die Partei in aller Breite eingebunden ist, und man sich nicht im kleinen Kreis alles ausmacht“, sagt Schickhofer zum KURIER.

Für den stellvertretenden Landeshauptmann ist der holprige Übergang von Kern zu Rendi-Wagner damit erledigt. Mit Rendi-Wagner als Person hatte er ohnehin nie ein Problem. „Im Gegenteil: Ich habe sie im Wahlkampf erlebt, sie hat eine sehr gewinnende Art und kann mit Künstlern und Intellektuellen genausogut wie mit Arbeitern in Kapfenberg oder Simmering.“

Burgenlands scheidender Landeshauptmann Hans Niessl plädiert dafür, nun vollends auf die Stärken der Neuen zu setzen: „Rendi-Wagner hat hohe Sympathie-Werte und ist als Medizinerin bei Kernthemen wie Gesundheit und Sozialem ausnehmend kompetent. Darauf muss man aufbauen“, sagt Niessl zum KURIER.

Kommentare