Inzersdorf - Bundesheer beendet Samstagfrüh Einsatz bei der Post

Post-Verteilzentrum als Ansteckungsherd
Um 6.00 Uhr früh rücken die rund 290 Soldaten und Zivilbediensteten ab. Mehr als eine Million Pakete in 33.000 Arbeitsstunden bearbeitet

Morgen, Samstag, um 6.00 Uhr früh, endet der Einsatz des Bundesheers im Postzentrum Wien-Inzersdorf. Etwas mehr als zwei Wochen dauerte der Dienst der rund 290 Soldaten und Zivilbedienstete der Streitkräfte, um den Betrieb dort aufrecht zu erhalten. Dies war notwendig geworden, da es auch an diesem Post-Standort zu einer Häufung von Coronavirus-Infektionen unter den Mitarbeitern gekommen war.

"Im Rahmen des Einsatzes in Inzersdorf wurden 4.535 Mann-Tage, das entspricht rund 33.000 Arbeitsstunden, nahezu unfallfrei geleistet und in Summe rund 1,050.000 Pakete bearbeitet", zog Heeressprecher Oberst Michael Bauer in einem schriftlichen Statement gegenüber der APA am Freitag Bilanz.

Die Post benötigte die Unterstützung des Bundesheeres, das es an zwei Standorten - einem Logistikzentrum in Hagenbrunn (Bezirk Korneuburg) und eben im Postzentrum Inzersdorf - zu einer Häufung an Coronavirus-Erkrankungen unter den Mitarbeitern gekommen war. Allein in Inzersdorf gab es laut dem letzten vom medizinischem Krisenstab der Stadt Wien bekannt gegebenen Stand 72 Infizierte (mit Wohnsitz Wien). Die beiden Post-Standorte sind Teil eines großen Clusters in Wien und Niederösterreich, wobei auch Leiharbeitsfirmen im Fokus stehen.

Um den Dienst in beiden Post-Zentren aufrecht zu erhalten, wurde das Bundesheer um Unterstützung gebeten - ab 16. Mai in Hagenbrunn und ab 21. Mai in Inzersdorf. An letzteren Standort kamen bis zu 290 Soldaten und Zivilbedienstete der Streitkräfte, der ABC-Abwehr und der Streitkräftebasis zum Einsatz.

In drei Schichten zu je 80 Personen wurden Pakete aus Containern ent- und verladen und zum Weitertransport für die Postzusteller (Hauszusteller) vorbereitet. Außerdem wurden Paletten mit Wirtschaftsgütern mit dem Stapler befördert und Sperrgut händisch in Containern ver- und entladen.

Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, traf das Bundesheer ausgeklügelte Sicherheitsvorkehrungen: Alle eingesetzten Mitarbeiter wurden vor Arbeitsbeginn speziell in die Abläufe und Schutzmaßnahmen eingewiesen und im gesamten Logistikzentrum wurde mit Mund-Nasen-Schutz, Hand- und Sicherheitsschuhen gearbeitet, erklärte Bauer.

Weiters wurden für die Soldaten und zivilen Bediensteten vor Ort eigene Aufenthalts- und Sanitärbereiche festgelegt. Es gab so keinen Kontakt zu den Mitarbeitern der Post. Um Vermischungen zu vermeiden und mögliche Infektion gering zu halten, wurden die Soldaten außerdem in Arbeitsgruppen aufgeteilt. Wäre ein Soldat positiv getestet worden, wäre nur die eine Gruppe und nicht die gesamte Schicht ausgefallen.

Stichproben mit positiven Tests

Apropos Positiv-Testung: Im Rahmen einer Stichprobe am Standort Hagenbrunn wurde entdeckt, dass zwei Soldaten mit dem Coronavirus infiziert waren. In der Folge wurden sowohl in Hagenbrunn als auch in Inzersdorf alle Bundesheer-Bediensteten getestet. An beiden Standorten fielen die Ergebnisse negativ aus.

In Hagenbrunn endete der Bundesheer-Einsatz bereits vergangenen Samstag, ab morgen ist es nun auch in Inzersdorf soweit. Gleich im Anschluss wird das Gebäude noch einmal von der ABC-Abwehrkompanie aus Hörsching von Grund auf desinfiziert. Ab Sonntag ist dort dann wieder das angestammte Post-Personal im Einsatz, kündigte ein Sprecher der Post AG gegenüber der APA an: "Wir werden ab dem Wochenende wieder in voller Mannschaftsstärke an Ort und Stelle sein."

Die betroffenen Post-Mitarbeiter haben sich während des Bundesheer-Einsatzes in Heimquarantäne befunden. In einer zweiten Testrunde werden bis Sonntag noch alle 650 Mann auf dem betroffenen Areal in Inzersdorf durchgetestet - das gilt für das Stammpersonal wie auch für die Zusteller und Leiharbeiter, berichtete eine Sprecherin des Krisenstabes der APA. Die zweite Testrunde wird durchgeführt, da es sich um Schlüsselpersonal handelt und man sichergehen will, dass alle gesund sind.

Überdies wurde der Mitarbeiterstand in Hagenbrunn und Inzersdorf aufgestockt, wie der Post-Sprecher heute auch sagte: "In Summe sind es 180 Personen für beide Standorte." Auf Leiharbeiter werde man in Spitzenzeiten wie beispielsweise zu Weihnachten - "wenn es nicht anders geht" - trotzdem zurückgreifen müssen.

Nun wird laut Post AG mit Hochdruck daran gearbeitet, den Covid-19 bedingten Rückstau bei der Paketverteilung abzuarbeiten. Dazu sein ein Bündel an Maßnahmen geschnürt worden, hieß es in einer Aussendung: "Wir haben bereits alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Rückstände so rasch wie möglich abzubauen und alle Pakete zuzustellen. Ich möchte mich bei allen Kundinnen und Kunden für Verzögerungen entschuldigen und darf gleichzeitig versichern, dass wir rund um die Uhr daran arbeiten, die von der Österreichischen Post gewohnte und zurecht erwartete Qualität so rasch wie möglich wiederherzustellen", sagte Generaldirektor Georg Pölzl.

Kommentare