Identitären-Chef Sellner lud Christchurch-Attentäter zum Bier ein

Identitären-Chef Sellner lud Christchurch-Attentäter zum Bier ein
"Langer Weg zum Sieg": Sellner und Attentäter kannten sich viel besser, als er bisher zugeben wollte - das zeigen gelöschte Mails.

„Es ist eine kleine Summe im Vergleich zu der vielen Arbeit, die du leistest. Es wird ein langer Weg zum Sieg sein, aber unsere Leute werden jeden Tag stärker“, schrieb der Christchurch-Attentäter an den Identitären-Chef Martin Sellner im Jänner 2018.

Löschte Mails vor Hausdurchsuchung

Etwas mehr als ein Jahr später ermordete der rechtsradikale Australier 51 Menschen im neuseeländischen Christchurch und streamte seine Tat live im Internet.

Sellner hatte ihm zuvor seine private Mailadresse gegeben, als er sich für eine Spende in der Höhe von 1.500 Euro bedankte. „Du kannst mich unter dieser Adresse erreichen, wann immer du möchtest“, schrieb er. Als das BVT im Jänner Sellners Wohnung durchsuchte, hatte der Identitären-Chef die Mails zwar gelöscht, auf seinem Computer fanden sich jedoch Screenshots des Email-Verkehrs, der der ZiB2 zugespielt wurde.

Sellner, der zuvor nur die Existenz des Dankesmails zugegeben hatte, schrieb dem Attentäter später: „Wenn du jemals nach Wien kommst, müssen wir auf einen Kaffee oder ein Bier gehen.“ Nach Bekanntwerden der Spende räumte er ein, dass er sich mit dem Mann auf einen Kaffee getroffen hätte, wenn dieser ihn angeschrieben hätte, als er in Österreich war. Im Juli 2018 kontaktierte Sellner den Attentäter ein letztes Mal, einen Tag später buchte dieser Fahrzeuge und Unterkünfte in Österreich.

Für Kickl nichts Neues

Das BVT ermittelt weiter, ob es nicht doch weitere Mails zwischen den beiden gibt und ob sie sich nicht doch getroffen haben.

Für Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) liefert das Bekanntwerden der Mails keine zusätzlichen Erkenntnisse. Die Vermutung, dass Sellner Teil eines rechtsextremen Netzwerks sein könnte, sei nichts Neues, darauf fußten die Ermittlungen schließlich, so Kickl vor dem Ministerrat. Im Zusammenhang mit einem Verbot der Identitären verwies Kickl auf die zuständigen Landespolizeidirektionen und meinte, dass seine "persönliche Einschätzung" des Sachverhalts nicht relevant sei.

Vereinsauflösung geprüft

Die Identitären stehen nicht erst seit dem Christchurch-Attentat in heftiger Kritik. Doch seit Bekanntwerden der Verbindungen wurde sogar eine Auflösung des Vereins überprüft. Ein Verein in Linz soll bereits aufgelöst werden.

Der Attentäter, der im Internet ein rassistisches Manifest veröffentlicht hat, spendete neben dem österreichischen Ableger des rechtsextremen Netzwerks auch an die französischen Identitären. Ihm wird derzeit in Neuseeland der Prozess gemacht.

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