Edtstadler: „Hantig, eiskalt oder eine Furie“

Kanzleramtsministerin Karoline Edtstadler
Die Ministerin wird wegen ihres Blickes als „Tod“ oder „Eiskönigin“ verspottet.

Anfeindung. Bei der EU-Wahl im Juni hatte sie beachtliche 115.891 Vorzugsstimmen erreicht – und immerhin den Mister Europa der ÖVP Ottmar Karas geschlagen. Der Erfolg als Vorzugsstimmenkaiserin schützt die Europaministerin Karoline Edtstadler aber nicht vor Anfeindungen.

Vor allem ihre tiefblauen Augen haben der Salzburgerin wenig schmeichelnde Zuschreibungen wie etwa „Eiskönigin“ eingebracht. Sogar so honorige Persönlichkeiten wie etwa die Ex-Botschafterin Eva Nowotny lassen sich auf Facebook zu solchen hämischen Kommentierungen hinreißen und heizten die Anti-Frauen-Stimmung in der Politik damit an. Darauf antwortet eine andere Facebook-Userin: „Edtstadler ist eine Brechmittel“.

 

Edtstadler: „Hantig, eiskalt oder eine Furie“

Da braucht es schon eine dicke Haut, um diese Anfeindungen einfach abperlen zu lassen. „Ganz neu ist, dass mein Blick als Kühlgefrier-Kombination bezeichnet wird“, erzählt Edtstadler.

Insinuiert wird in den sozialen Medien mit Wortmeldungen wie diesen, dass Edtstadler überheblich, boshaft und eiskalt bei ihren Auftritten in Diskussionsrunden wirke. „Ich wünsche mir, dass mein Blick als fokussiert, zielstrebig und durchsetzungsfähig interpretiert wird, so wie das bei Männern passiert. Aber als Frau ist man hantig, eiskalt oder eine Furie“, meint Edtstadler.

Doch diese Zeitenwende ist offenbar noch nicht in den Köpfen angekommen – auch wenn erstmals in der Geschichte Österreichs mehr Frauen als Männer der Regierung angehören. Der Preis für die Macht ist für Frauen noch immer sehr hoch.

 

Eine, die für Edtstadler in die Bresche springt, ist die Ex-ÖVP-Frauenministerin Maria Rauch-Kallat: „Ich habe Edtstadler gar nicht als überheblich erlebt, sondern als kluge Frau. Aber Frauen in der Öffentlichkeit sind nach wie vor eine Zielscheibe, weil es immer noch eine offene Frauenfeindlichkeit gibt.“ Die sozialen Medien wirken hier oft noch als Brandbeschleuniger.

Rock statt Hosenanzug

Dabei kann die 38-Jährige Ex-Richterin, die gerade wegen der EU-Budgetverhandlungen durch zehn EU-Länder tourt, über Satire lachen. Das Format Willkommen Österreich verfolgt Edtstadler regelmäßig, obwohl Persiflagen von der Ministerin hier derzeit hoch im Kurs stehen. Das Maschek-Trio vertonte die Bilder der Angelobung und legte Edtstadler dabei den Satz „Ich bin der Tod!“ in den Mund.

Darf Satire das noch? „Ich kann über mich selbst lachen, aber wenn man ständig nur auf den Blick reduziert wird, ist es nicht mehr lustig. Ich habe den Scherz darauf zurückgeführt, dass ich ein schwarzes Kleid getragen habe. “

Aber Edtstadler weiß, dass auch das Styling sehr kritisch bei Frauen unter die Lupe genommen wird. Gerade Karrierecoaches empfehlen Frauen in Führungspositionen, auf Röcke zu verzichten und auf Hosenanzüge zu setzen. „Ich bin gerne eine Frau. Gerade beim Styling mache ich mir sehr viele Gedanken. Aber ich lehne es ab, Hosenanzüge zu tragen, damit ich ernst genommen werde. Das schaffe ich auch mit Rock.“

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