Gratis-Verhütung? Weitgehende Zustimmung zu Rauchs Vorstoß
Mehr als ein Drittel der österreichischen Frauen würde beim Geschlechtsverkehr öfter, regelmäßig bzw. überhaupt verhüten, wären Verhütungsmittel generell kostenlos.
Das ist eine der auffallendsten Zahlen, im European Contraception Policy Atlas.
In dem Atlas wird das Gesundheitsverhalten der heimischen Frauen abgebildet.
Demnach verhütet ein Drittel der österreichischen Frauen gar nicht; 37 Prozent würden ihr Verhalten ändern, würden Verhütungsmittel von der öffentlichen Hand finanziert, wobei pro Frau und Jahr zwischen 30 und 230 Euro für Verhütungsmittel ausgegeben werden.
Gesundheitsminister Johannes Rauch hält das Ansinnen der Gratis-Verhütung für zentral und will es österreichweit umsetzen.
Derzeit läuft in Vorarlberg ein Pilotversuch, bei dem Verhütungsmittel kostenlos abgegeben werden.
Innerhalb der Regierung hat der grüne Ressortchef derzeit keine Mehrheit für eine österreichweite Umsetzung. Auf Anfrage des KURIER hieß es im ÖVP-Parlamentsklub, man habe diesbezüglich nichts im Regierungsprogramm festgehalten - dementsprechend sei vorerst auch "keine Änderung zu erwarten".
Allerdings will sich die Volkspartei in der nächsten Legislaturperiode mit dem Thema auseinandersetzen, wie es heißt.
Ein klares "Ja" zur Gratis-Verhütung kommt von der SPÖ. Deren Frauenvorsitzende, Eva-Maria Holzleitner, plädiert für einen kostenfreien Zugang zu Verhütungsmitteln und hat diesbezüglich auch schon parlamentarische Anträge gestellt. Österreich sei mittlerweile eines der wenigen westeuropäischen Ländern, in dem Verhütung nicht zumindest teilweise von der Krankenkasse bezahlt werde.
Tatsächlich hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron schon vor Jahren von einer "Verhütungsrevolution" gesprochen, weil die Anti-Baby-Pille und andere Verhütungsmittel in Frankreich für Unter-25-Jährige kostenlos sind.
In Österreich hat zuletzt die Initiative "Gratis Verhütung für alle!" ein Volksbegehren gestartet, das kostenlose Verhütungsmittel und -beratung sowie eine umfassende sexualpädagogische Aufklärung in Bildungseinrichtungen zum Inhalt hatte. Unterstützt wurde das Volksbegehren von der Aids Hilfe Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Familienplanung (ÖGF) und der Verein Vemina.
Unterstützt wird das "Ja" zu Gratis-Kondomen bzw. -Verhütungsmitteln übrigens auch von der FPÖ und ihrem Gesundheitssprecher Gerhard Kaniak.
Zwar falle Verhütung nicht in den gesetzlichen Leistungsbereich der Krankenkassen. Aus gesundheitspolitischen Gründen könne man allerdings eine "Ausdehnung der Gratis-Kondomverteilung" andenken, meint Kaniak. So könnten auch zunehmend auftretende Geschlechtskrankheiten eingedämmt werden.
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