Dienstagfrüh versuchte SÖZ-Obmann Hakan Gördu das Thema wieder aufs Tapet zu bringen. In einem offenen Brief forderte er die nun zuständige Verkehrsministerin Leonore Gewessler dazu auf, den Erlass ihres Vorgängers Hofer zurückzunehmen. Der aktuelle Zustand "quält Tausende Fahrschüler in Österreich"; zudem sei Türkisch zum Zeitpunkt der Streichung die zweithäufigste Prüfungssprache gewesen.
Die Chancen für Führerscheinprüfung auf Türkisch
"Die Führerscheinprüfung ist kein Deutschkurs", sagt Gördu zum KURIER. Der Interessenvertreter sieht die Verkehrssicherheit in Gefahr ("Menschen müssen die Verkehrsregeln bestmöglich verstehen, statt sie auswendig zu lernen."). Und er versteht nicht, warum sich Österreich nicht an Deutschland orientiert: "In Deutschland werden zwölf Sprachen bei der Führerscheinprüfung angeboten. Die Streichung der türkischen Sprache war nichts anderes als Schikane. Ministerin Gewessler hat nun die Chance, sich zu beweisen."
Wie stehen die Chancen, dass Ministerin Leonore Gewessler die Führerschein-Prüfung wieder auf Türkisch ermöglicht? Realistisch gesehen sind sie überschaubar. Derzeit werden die Fragen für die Führerscheinprüfung überarbeitet, rechtlich aktualisiert und schließlich auch aus dem Deutschen ins Slowenische, Kroatische und Englische übersetzt.
Laut KURIER-Recherchen gilt es als eher unrealistisch, dass die Fragen wieder auf Türkisch ausgearbeitet werden. Gründe dafür gibt es mehrere: Zum einen sind Slowenisch und Kroatisch anerkannte Minderheitensprachen und damit so wie Deutsch Amtssprache.
Das stärkste Argument: Die Zahl der Menschen, die in Österreich die Prüfung in türkischer Sprache ablegen, ist vergleichsweise gering. Laut Auskunft des Ministeriums waren es in der Klasse B zuletzt etwas mehr als ein Prozent. Würde man die Prüfung fortan wieder auf Türkisch anbieten, müsste man wohl oder übel auch viele andere Sprachen ermöglichen – was wiederum einen erheblichen technischen und finanziellen Aufwand bedeute. So zumindest die informelle Auskunft aus dem Ministerium.
Im Kabinett von Ministerin Leonore Gewessler gibt man sich vorerst noch diplomatisch: Man prüfe die Situation gerade.
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