Frauen in der Politik: Der steinige Weg der Pionierinnen

Nach der ersten österreichischen Bundeskanzlerin wurde ein Preis, der Frauen fördert, benannt.
Wenn Karoline Edtstadler (ÖVP) am Mittwoch im Salzburger Landtag zur Landeshauptfrau gewählt wird, so ist die 44-Jährige erst die vierte Frau überhaupt in so einem Regierungsamt: Seit 1945 gab es in den Bundesländern 75 Landeshauptmänner, aber nur drei Landeshauptfrauen – Waltraud Klasnic in der Steiermark (1996 bis 2005), Gabi Burgstaller in Salzburg (2004 bis 2014) und seit 2017 Johanna Mikl-Leitner in Niederösterreich.
Wie rar Frauen in politischen Spitzenpositionen waren, zeigt einerseits die Grübelei rund um die Wahl der Steirerin Klasnic: Wie titulieren? Frau Landeshauptfrau? Frau Landeshauptmann? Die Politikerin konterte damals, man möge sie doch einfach als „Frau Klasnic“ anreden, führte aber im Gegensatz zu Burgstaller und Mikl-Leitner nach ihr die männliche Form des Amtstitels.
Apropos männlich: Als mit Marga Hubinek (ÖVP) 1986 die erste Frau ins Präsidium des Nationalrates gewählt wurde, rutschte dem SPÖ-Gewerkschafter Anton Benya der Ausruf „Jössas, a Weib!“ heraus.
Zwei Episoden, die untermauern, dass der Weg der Pionierinnen an die Spitze steinig war.
Wahlrecht
Der Kampf ums Wahlrecht reicht zurück bis weit in die Monarchie und musste von Männern wie Frauen gleichermaßen ausgetragen werden, allerdings hatten Männer einen besseren Start: Durch das 1873 etablierte Zensuswahlrecht mit vier Kurien durften sie mit einer gewissen Steuerleistung den Reichsrat wählen, 1896 kam eine fünfte Kurie dazu, ohne Steuerleistung – wieder nur für Männer. Auch vom allgemeinen Wahlrecht 1907 waren Frauen ausgeschlossen. Das änderte sich erst mit der Errichtung der Republik 1918 und der Einführung des allgemeinen und gleichen Wahlrechts. In Mandaten etwa im Nationalrat spiegelte sich das nicht wieder: Der höchste Frauenanteil im Parlament der Ersten Republik betrug 4,9 Prozent (1920), in der Zweiten Republik 39,3 Prozent (2019).
Für die Geschichtsbücher
Bis es Frauen in Ministerämter oder an die Spitze der Politik brachten, vergingen etliche Jahrzehnte. Die erste Frau Minister war Grete Rehor (ÖVP, 1966 bis 1970), die erste Vizekanzlerin war erst von 2000 bis 2003 die FPÖ/BZÖ-Politikerin Susanne Riess-Passer.

Barbara Prammer
Erste Frau in höchster Funktion im Parlament war Barbara Prammer (SPÖ), sie war 2006 bis zu ihrem Tod 2014 dessen Präsidentin. Österreichs einzige Bundeskanzlerin war Brigitte Bierlein (Übergangsregierung, Juni 2019 bis Jänner 2020). Sie war übrigens auch die erste Präsidentin des Verfassungsgerichtshofes (2018).
Über Österreich hinaus Geschichte schrieb aber Olga Rudel-Zeynek: Die christlich-soziale Politikerin war in der Ersten Republik zwei Mal Präsidentin des Bundesrates (1928 und 1932) – das machte sie weltweit zur ersten Frau an der Spitze einer Volksvertretung.
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