Baumgartner-Tod: Warum die Regierung nicht offiziell kondoliert hat

Baumgartner-Tod: Warum die Regierung nicht offiziell kondoliert hat
Für die FPÖ war er ein Abenteurer mit Haltung. Die Bundesregierung hat mit dem verstorbenen Stratosphären-Springer ihre Probleme.

Herbert Kickl war der Schnellste: Gerade einmal 30 Minuten nach der ersten Todesmeldung von Felix Baumgartner, stellte der freiheitliche Parteichef eine bestürzte Trauer-Bekundung ins Netz: "Felix Baumgartner war ein mutiger Pionier, ein leidenschaftlicher Patriot und ein Mensch mit Haltung", ließ Kickl ausrichten.

Der freiheitliche Parteichef war nicht nur der flotteste, er blieb auch der einzige Parteichef, der öffentlich kondoliert hat. 

Ein Zufall? Mitnichten. 

Denn selbstverständlich hat man in der Bundesregierung ebenso schnell wie in der FPÖ darüber nachgedacht, wie mit dem überraschenden Tod des "Abenteurers" (Herbert Kickl) umzugehen sei.

Protokollarisch ist nichts weiter vorgegeben. De facto obliegt es dem Bundeskanzler und den Ministern selbst zu entscheiden, bei welchen Todesfällen sie in welcher Form kondolieren. 

Bei Baumgartner wäre der Schluss naheliegend, dass zumindest der Sportminister Worte des Bedauerns an die Öffentlichkeit richtet. 

Wie dem KURIER aus mehreren Quellen bestätigt worden ist, stand einem offiziellen Kondolenzbekunden von Bundeskanzler Christian Stocker und auch von Sportminister Andreas Babler aber genau das im Weg, was der freiheitliche Parteichef hervorhebt, nämlich: Baumgartners Haltung.

Gemäßigte Diktatur 

Nur kurz nach seinem international beachteten Stratosphären-Sprung hat der gebürtige Salzburger in einem Interview erklärt, dass man in einer Demokratie ohnehin nichts bewegen könne. "Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen", gab Baumgartner zu Protokoll. Und diese Diktatur sei von "ein paar Leuten aus der Privatwirtschaft" zu führen. 

FILE PHOTO: Austrian Parachuter Baumgartner jumps off Christ statue in Rio De Janeiro

2017 hat Baumgartner seine Aussage zwar dahingehend revidiert, dass er sich eine direkte Demokratie nach Schweizer Vorbild wünsche. An seinen polarisierenden, unter anderem frauenfeindlichen Postings, die teilweise zu Verurteilungen und Entschädigungszahlungen geführt haben, änderte das aber nichts. Und auch die Tatsache, dass Baumgartner dem österreichischen Staat Steuern schuldig geblieben ist und seinen Hauptwohnsitz in die Schweiz verlegt hat, macht ihn aus Sicht der Regierung nicht unbedingt zu einem Vorzeige-Österreicher.

Pilot Felix Baumgartner of Austria walks to the capsule during the first manned test flight for Red Bull Stratos in Roswell

"Felix Baumgartner hat sich eine gemäßigte Diktatur gewünscht und das demokratische Modell in seinen Grundsätzen abgelehnt", sagt ein Regierungsstratege. An eine offizielle Mitleidsbekundung von genau dieser, von Baumgartner ja abgelehnten Regierung, sei deshalb schwer zu denken gewesen. Das umso mehr, also er nicht als Brückenbauer oder Verbinder, sondern politisch vor allem als Provokateur von sich reden machte.

Eine Absprache in der Koalition hat es in der Causa nicht gegeben. 

So ist auch zu erklären, dass auf regionaler Ebene von Regierungsparteien durchaus kondoliert worden ist. Salzburgs Landeshauptfrau-Stellvertreter Stefan Schnöll zum Beispiel verlautbarte öffentlich, dass ihn Baumgartner mit seinem Mut und seiner Leidenschaft immer beeindruckt habe. "Er wollte das Unmögliche möglich machen und hat es auch oft geschafft."

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