Tod eines Grenzgängers: Wie Felix Baumgartner polarisierte und provozierte

Felix Baumgartner
Der Basejumper und Weltrekordhalter starb beim Paragleiten in Italien, vermutet wird ein Herzstillstand während des Fluges.

Zusammenfassung

  • Felix Baumgartner starb beim Paragleiten in Italien an einem vermuteten Herzstillstand.
  • Red Bull würdigte ihn als Grenzgänger, der Risiken kalkulierte und internationale Bekanntheit durch seinen Sprung aus dem All erlangte.
  • Er polarisierte mit kontroversen politischen Ansichten und Aussagen zu sozialen Themen.

Gegen 14 Uhr ging auf dem Instagram-Profil "therealfelixbaumgartner" eine sogenannte Story online: "Zu viel Wind" stand da auf Englisch. Rund 30 Minuten nach diesem Posting startete Felix Baumgartner mit seinem Gleitschirm.

Eine Stunde später war er tot: Sein motorisierter Paragleiter krachte Donnerstagnachmittag gegen eine Hütte neben dem gut besuchten Pool einer Ferienanlage in Porto Sant’Elpidio, einem Badeort an der Adria.

Durch Holzteile wurde eine Angestellte des Klubs, laut italienischer Medien eine Animateurin, verletzt. Sie musste ins Spital und sei "stabil".

Für den 56-jährigen gebürtigen Salzburger gab es keine Hilfe mehr, trotz einstündiger Reanimationsversuche starb Baumgartner am Unglücksort.

Warten auf Ergebnis der Obduktion

Die italienischen Behörden gaben sowohl eine Obduktion als auch die technische Überprüfung des Paragleiters in Auftrag, um herauszufinden, was zu dem Vorfall geführt hat.

Da Baumgartner nicht per Funk Alarm geschlagen hatte, etwa wegen eines Defekts am Fluggerät, vermuten die Carabinieri, dass er infolge eines medizinischen Notfalls, eventuell eines Herzstillstandes, gestorben sein könnte. Baumgartner soll bereits beim Aufprall tot gewesen sein, berichteten lokale Medien.

Red Bull würdigte Baumgartner, der eine der sportlichen Galionsfiguren des Konzerns war, als "klar, fordernd, kritisch" Mitmenschen gegenüber, aber vor allem gegen sich selbst.

"Kein Risiko war zu groß"

Er sei "nie den leichten Weg" gegangen: "Kein Detail war zu klein, kein Risiko zu groß", solange er es berechnen konnte, heißt es im Nachruf.

Baumgartner, der 2016 Österreich wegen der, wie er es nannte, "Steuerlast" verließ und in die Schweiz zog, war ein Grenzgänger. Der live im TV verfolgbare Sprung aus dem All 2012 – aus einer Höhe von rund 39 Kilometern – brachte ihm internationale Bekanntheit. Noch nie zuvor hat ein Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen. Doch bereits zuvor war er mehrfacher Rekordhalter in spektakulären Basejumps, einer Extremsportart, die er seit 1997 als Profi ausübte.

Extrem war zuweilen auch seine politische Haltung: So sinnierte er in einem Interview über die Notwendigkeit einer "gemäßigten Diktatur", fand positive Worte über die als rechtsextrem eingestuften Identitären und meinte, Ungarns Viktor Orban sollte für seine Migrationspolitik den Friedensnobelpreis erhalten.

Was steckte hinter den Aussagen?

Er legte sich mit dem Satiriker Jan Böhmermann und wetterte in der Corona-Pandemie gegen Masken und Impfpflicht. Baumgartner erschien oftmals auch sexistisch, wenn er etwa Profifußballerinnen nachsagte, "nicht denselben Job" zu machen“ wie männliche Kicker.

Steckte hinter solchen Aussagen Kalkül? Apnoetaucher Christian Redl merkte dazu in der ZIB2 an, dass Baumgartner bewusst kontroversiell aufgetreten sei: Auch für diesen Mut, seine Meinung zu sagen, sei er bewundert worden.

Kommentare