Lopatka: "Mitterlehner wäre gut beraten, besser zu schweigen"
Wie der KURIER berichtete, kontert Sophie Karmasin der Interpretation der Justiz betreffend der Chat-Protokolle.
Warum Sebastian Kurz 2016 mit Karmasin ein Gespräch führen wollte, hatte laut Karmasins Anwalt Norbert Wess ganz andere Gründe als den insinuierten Umfrage-Deal: Sie wollte damals ihr Ministeramt hinschmeißen, und Kurz wollte das verhindern, so Wess.
Reinhold Mitterlehner, dereinst ÖVP-Chef, wehrt sich in einem Interview mit der Tiroler Tageszeitung gegen diese Darstellung. Er wolle sich nicht als "Entlastungszeuge von Kurz missbrauchen" lassen. Er habe zu "all den unglaublichen Vorgängen nichts mehr sagen" wollen, aber die "untauglichen Entlastungsversuche" könne er nicht mehr schweigend hinnehmen.
Nun meldet sich einer von Mitterlehners ehemals engsten Mitstreitern zu Wort. Reinhold Lopatka.
Lopatka, der bis 2017 Klubchef der ÖVP und Parteiobmann-Stellvertreter war, lässt via Aussendung wissen: "Ex‐Vizekanzler Mitterlehner wäre gut beraten, besser zu schweigen, anstatt andere anzugreifen und so um Aufmerksamkeit zu heischen“.
Wenn Mitterlehner von "unglaublichen Vorgängen spricht", so könne er nach Lopatkas Dafürhalten nur sich selbst meinen und "das Im-Stich-Lassen der ehemaligen Familienministerin Sophie Karmasin durch seine Person".
"Billiger Burgfriede"
Während Karmasin ihr “Herzensprojekt" Kindergeldreform auf den Weg bringen wollte, sei Mitterlehner ihr für “einen billigen Burgfrieden" mit dem damaligen Koalitionspartner SPÖ in den Rücken gefallen. Auslöser für den Beinahe‐Rücktritt Karmasins sei Mitterlehners Aussage gewesen, wonach die Gespräche über die Kindergeldreform "trotz Weigerung der Familienministerin" weitergehen würden.
Geht es nach Lopatka, so sollte "Mitterlehner sich vielmehr daran erinnern, wie oft er durch seinen respektlosen Umgang mit Ministerkollegen und engsten Mitarbeitern für große
interne Verwerfungen gesorgt hat". Es werde ihm nicht gelingen, "die Ereignisse von damals nun umzudeuten“.
SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch hat eine diametrale Ansicht und spricht in einer Aussendung von "haarsträubenden Umdeutungsversuchen“. Diese würden zeigen, "dass die ÖVP als staatstragende Partei vollkommen abgedankt hat“. Und: "Die ÖVP ist ausschließlich mit absurden Kurz-Reinwaschversuchen beschäftigt“, anstatt mit der Bekämpfung der Pandemie. Dabei blieben Menschen und Wirtschaft auf der Strecke.
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