Handel
Auch der Handel muss sich umstellen. Betriebe, die den Energiekostenzuschuss erhalten wollen, müssen von 22 Uhr bis 6 Uhr ihre Innen- und Außenbeleuchtung abdrehen. Eine geschäftsschädigende Maßnahme, meint der WKO-Spartenobmann für den Handel, Rainer Trefelik: „Ich zahle auch nicht gerne das Drei- oder Vierfache an meinen Energiehersteller, aber das nimmt dem Handel die Geschäftsgrundlage.“ Die beleuchteten Auslagen seien wichtig für die Sichtbarkeit der Geschäfte, dunkle Auslagen schlecht fürs Geschäft, sagt Trefelik. Zudem sei das Innenlicht auch eine Sicherheitsmaßnahme, etwa um Einbrecher abzuschrecken. Worauf der Handel in Wiens Einkaufsstraßen nicht verzichten will: Weihnachtsbeleuchtung – allerdings mit LED-Lampen und nur von 15 bis 22 Uhr.
Sport
Auch das Angebot für Sportbegeisterte schrumpft. Nachtskifahren wird sich auf wenige Tage pro Woche reduzieren, Seilbahnen dürften langsamer fahren, Sessellifte werden nicht mehr beheizt. In den Tennishallen werde die Temperatur um rund ein Grad Celsius auf 16 bis 17 Grad gesenkt, sagt Matthias Schiffer, Präsident der Plattform Österreichischer Tennis- und Racketsporthallen (ÖTR). Vor allem Traglufthallen dürften am Wochenende gar nicht mehr beheizt und geöffnet werde, sagt Schiffer. „Auch die Saunen werden nur noch zu gewissen Zeiten aufgemacht und nicht den ganzen Tag laufen.“ Schiffer schlägt Alarm: „Wenn es so weitergeht, werden viele Betreiber zusperren.“ Hallenbetreiber könnten nur die Hälfte der Teuerung an die Kunden weitergeben, der Energiekostenzuschuss reiche nicht.
Kirchen
Mit weniger irdischem Licht müssen auch die christlichen Gotteshäuser auskommen. Derzeit wird der Stephansdom in Wien noch die ganze Nacht beleuchtet. Das Einsparpotenzial bei solcher „Effektbeleuchtung“ umfasse in ganz Wien gerade ein Prozent des Stromverbrauchs, heißt es aus dem Büro von Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Doch das dürfte sich noch ändern. „Ich werde nicht den Anstoß dazu geben, aber ich würde es verstehen, wenn die Außenbeleuchtung des Stephansdoms in der Nacht abgedreht wird“, sagt Dompfarrer Toni Faber. Nicht verzichten will der Stephansdom auf seinen Weihnachtsbaum. Er wird aufgestellt, die Beleuchtungsdauer aber voraussichtlich auf vier Stunden begrenzt. Die Pläne Wiens sowie anderer Städte zeigen: In Österreich dürften heuer bei allen Kirchen die Lichter ausgehen.
Verkehr
Weniger schillernd zeigt sich dieser Tage auch die U-Bahn-Station Volkstheater der Linie U3. Das Deckenmosaik von Künstler Anton Lehmden ist kaum noch zu sehen. Die Wiener Linien haben dem Kunstwerk das Licht ausgeschaltet. Auch die sonst mit Strahlern beleuchteten Römer-Ausgrabungen bei der U-Bahn-Station Rochusgasse verschwinden in der Dunkelheit. Das Fortkommen wird also düsterer – aber nicht dunkel, um die Sicherheit im Verkehr zu gewährleisten. Wien macht die ruhigen Straßen schon länger dunkler: Ab 22 Uhr wird die Beleuchtung in verkehrsschwachen Bereichen auf 75 Prozent reduziert, ab 24 Uhr auf 50 Prozent. In Wiener Neustadt bleibt man flexibel. Hier wird die Straßenbeleuchtung dimmbar. Es werden 200.000 Laternen durch dimmbare LED-Lampen ausgetauscht.
Aussenbeleuchtung
In Österreichs Städten sind die Energiesparmaßnahmen jetzt schon zu sehen. Die LED-Fassade des Uniqa Towers im zweiten Wiener Gemeindebezirk wird zum Beispiel seit Ende August nicht mehr beleuchtet. Linz verzichtet in der Nacht auf beleuchtete öffentliche Gebäude, Salzburg oder Feldkirch beleuchten auch Denkmäler nicht mehr. Worauf grundsätzlich bis 31. März alle Betriebe verzichten müssen, die den Energiekostenzuschuss genehmigt bekommen haben: auf unnötige Außenbeleuchtung. Zwischen 22 und 6 Uhr bleiben somit Gebäudefassaden, Schaufenster und Werbeanlagen dunkel. Richtig deutlich dürften die Energiesparmaßnahmen dann zur Weihnachtszeit werden. Beispiel Wien: Die Stadt und die Wirtschaftskammer Wien haben sich darauf geeinigt, dass es heuer keine Weihnachtsbeleuchtung am Ring geben wird. Der Christkindlmarkt auf dem Rathausplatz startet zudem eine Woche später als üblich: am 19. statt am 12. November. Dauern soll er bis 26. Dezember. Weihnachtsbeleuchtung soll es nur von 18. November bis 8. Jänner geben – von 15 bis 22 Uhr, statt bisher bis 24 Uhr. Fraglich ist auch, ob der Wiener Eistraum im Jänner stattfinden wird. Eine Entscheidung soll binnen der kommenden Wochen fallen.
Gastronomie
Auch in der Gastronomie und Hotellerie werden sich die Energiekosten vervielfachen. Das dürfte vor allem Betriebe ohne zahlungskräftigere Kundschaft belasten. Warum? Sie können die Teuerung nicht direkt an ihre Kunden weitergeben. „Das ist ein giftiges Bonbon, das wir im Moment lutschen. Es gibt die große Befürchtung, dass die Mitte wegbricht“, sagt Gastronom und Ex-Neos-Mandatar Sepp Schellhorn. Wie spart er Energie? Kürzere Öffnungszeiten, reduzierte Speisekarten, noch genauere Kalkulation. So – und mithilfe einer neuen PV-Anlage – will auch der Vorarlberger Gastronom Josef Walch heuer bis zu 20 Prozent Strom sparen. Die Öffnungszeiten seines Wellnessbereichs werde er nur etwas reduzieren, sagt Walch. Durch Biomasse-Anlagen sei er am Arlberg beim Heizen „autark“. Abseits der Energiekosten sei ein möglicher Komsumenten-Ausfall die größte Unsicherheit, betont Schellhorn. Im Winter-Tourismus bahne sich ein „Downsizing“ in Gastro und Hotellerie an. Heißt: Wer zum Beispiel in den Vorjahren in einem Vier-Sterne-Hotel übernachtet hat, gibt sich heuer mit drei Sternen zufrieden. Oder gleich mit der billigsten Variante: Selbstversorgung im Apartment. Der Energiekostenzuschuss könne die höheren Kosten nicht abfedern, stattdessen gehöre endlich der Faktor Arbeit steuerlich entlastet, betont Schellhorn. „Bei den Mitarbeitern können wir nämlich gar nicht sparen.“
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