Die Art und Weise, wie er verteidigt worden ist, muss dem FPÖ-Chef dennoch zu denken geben. Wirklich offensiv waren auf Bundesebene für ihn nur Christian Hafenecker und Generalsekretär Michael Schnedlitz in die Öffentlichkeit gegangen. In den Bundesländern erhielt er in erster Linie von der Salzburgerin Marlene Svazek und vom Tiroler Markus Abwerzger verbale Unterstützung. Andere dürften ihm zwar intern die Rückendeckung zugesagt haben, hielten sich gegenüber Medien aber eher bedeckt.
Eine eigenartige Rolle spielte die Wiener FPÖ. Obwohl sie von der anonymen Anzeige betroffen war, gab es die erste offizielle Reaktion erst ungefähr eine Woche nach dem Parteiaustritt von Hans-Jörg Jenewein. Und von Landesparteiobmann Dominik Nepp war überhaupt erst dieses Wochenende im Rahmen eines Sommergesprächs auf Wien heute eine erste Reaktion zu hören. Erstens verlangte er eine Aufklärung der Affäre, zweitens bestritt er – ohne viel Emotionen – einen Konflikt zwischen ihm und Herbert Kickl.
Die Oberösterreicher rund um Landesparteiobmann Manfred Haimbuchner, die eher als Kickl-kritisch gelten, hielten sich mit dem Satz „Wir eignen uns nicht als Putschisten oder als Parteirebellen“ aus der Diskussion heraus. Dass sie hinter Herbert Kickl stehen, war der kurzen Aussendung aber nicht zu entnehmen.
Was macht Herbert Kickl aber dennoch so stark, dass angesichts dieser Affäre niemand gegen ihn aufgestanden ist? Abgesehen von den guten Umfrageergebnissen in erster Linie, dass er den blauen Parlamentsklub voll auf Linie hat. Da wagt niemand auszuscheren, selbst wenn er so manche Aktion seines Klubobmannes nicht gutheißen kann. Als wirklich enge Vertraute gelten dennoch nur wenige Parteifreunde: Dagmar Belakowitsch-Jenewein, die Oberösterreicherin Susanne Fürst, der niederösterreichische Landtagsabgeordnete Reinhard Teufel, der auch sein Büroleiter ist, sowie Hafenecker, Svazek und Abwerzger.
Vor wenigen Tagen wäre da auch noch Hans-Jörg Jenewein genannt worden. Nachdem die anonyme Anzeige öffentlich geworden war, erklärte Kickl in einem Posting allerdings, dass dieser nie seine rechte Hand gewesen sei.
Ob der Parteichef die Affäre tatsächlich innerparteilich ohne jegliche Schrammen überstanden hat, wird sich am 17. September beim Bundesparteitag zeigen. Markus Abwerzger rechnet damit, dass er mit "über 90 Prozent der Delegiertenstimmen" wiedergewählt wird. Ein anderer hoher Parteifunktionär, der wie so viele in diesen Tagen anonym bleiben will, ist da eher skeptisch: "Das wird davon abhängen, was Hans-Jörg Jenewein sagt, wenn er sich zu Wort melden wird."
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