Causa Jenewein: Wut und Enttäuschung in der Wiener FPÖ

Auf eine Mauer des Schweigens stößt, wer dieser Tage bei der Wiener FPÖ anruft. Kein Spitzenfunktionär, geschweige denn Parteichef Dominik Nepp, wollen sich offen zu der brisanten wie tragischen Causa rund um den ehemaligen Parteikollegen Hans-Jörg Jenewein äußern. Ihm wird vorgeworfen, im Auftrag von Parteichef Herbert Kickl Wiener Funktionäre mit einer Anzeige schwer belastet zu haben.
„Schock“ und „maßlose Enttäuschung“ sind Begriffe, die Wiener Funktionäre hinter vorgehaltener Hand gebrauchen. Wie es jetzt an der Spitze der Bundespartei weitergehen soll, darüber hüllen sie sich die meisten jedoch in Schweigen.
Fest steht nur: Der seit Jahren schwelende Konflikt zwischen dem nunmehrigen Parteichef Herbert Kickl und der Wiener Landespartei droht nun endgültig zu eskalieren. Er hat eine lange Vorgeschichte. Schon nach der krachend verloren gegangenen Landtagswahl 2020 hatte Dagmar Belakowitsch-Jenewein, wie ihr Bruder ein enger Kickl-Verbündeter, versucht, die Macht in der Wiener FPÖ an sich zu reißen und Nepp auszubremsen. Parteiintern war schon damals Kickl als Drahtzieher hinter der Aktion vermutet worden. Umgekehrt vermochten es die Wiener nicht, Kickl nach dem überraschenden Rückzug von Norbert Hofer im Vorjahr als Parteichef zu verhindern.
Plumpe Vorwürfe
Jetzt wittern die Kickl-Gegner jedoch Morgenluft und sehen seinen Rückhalt in anderen Bundesländern wie auch im Parlamentsklub, bisher seine wichtigste Machtbasis, bröckeln. Zu groß sei die Empörung über die jüngsten Vorgänge: Vom heimlichen Aufzeichnen von Gesprächen mit Parteikollegen bis hin zu der jüngst bekannt gewordenen Anzeige. Wobei sich manche Wiener Blaue bei letzterer über deren Plumpheit mokieren. Keiner der Vorwürfe darin sei neu. Etwa jener, es habe seinerzeit keinen parteiinternen Beschluss über den Mietkostenzuschuss für den damaligen Parteichef Heinz-Christian Strache gegeben.
Den Präsidentschaftswahlkampf schreibt man in Wien angesichts der Vorkommnisse schon ab, sagt ein Blauer resignierend: „Walter Rosenkranz wird begeistert sein.“
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