Die Covid-Szenarien: Womit die Politik im Herbst rechnet

Die Covid-Szenarien: Womit die Politik im Herbst rechnet
Die Frage ist nicht ob eine, sondern welche Virus-Welle Österreich trifft.

Es gibt eine Frage, die hat Johannes Rauch in den vergangenen Tagen ziemlich oft gehört: „Wann ist das ganz Theater endlich vorbei?“

Ja, wann eigentlich, Herr Gesundheitsminister?

Johannes Rauch hat auf diese Frage keine Antwort. Zumindest keine, die Zuhörern Freude bereitet. „Es tut mir leid, aber ich kann die Pandemie nicht für beendet erklären.“

Und weil sich das für viele wie eine gefährliche Drohung anhört, luden der Minister und einige seiner Berater nun ins Ministerium, um zu zeigen: Wir bereiten uns natürlich auf diesen Herbst vor – denn, wie Rauch sagt: „Wir wissen einfach nicht, mit welcher Virus-Variante wir es im Herbst zu tun haben werden.“

Mit dem Know-how von 80 Experten wurden mögliche Szenarien erarbeitet, die nach dem Sommer eintreten könnten:

Die Schwankungsbreite des sogenannten Variantenmanagementplans ist erwartungsgemäß groß: Sie reicht von einem „Alles Gut“-Szenario, in dem Covid-19 für die Gesellschaft de facto keine Rolle mehr spielt, weil es sich um einen besseren Schnupfen handelt, bis hin zum „Worst Case“. Und in dem mutiert das Virus dergestalt, dass es extrem ansteckend, extrem bösartig und insofern gefährlich ist, als Impfung und Medikamente geringe Wirkung entfalten.

Die Frage, die alle umtreibt, ist naturgemäß: Welches Szenario ist nun das wahrscheinlichste?

Die Antwort lautet: Es gibt keine Antwort. Zumindest nicht von seriösen Wissenschaftern.

Virologe Andreas Bergthaler von der Medizinischen Uni Wien erklärt das so: Während zum Beispiel Grippeviren graduell mutieren und Prognosen damit eher erleichtern, sei es bei Coronaviren viel schwieriger vorherzusagen, wann und warum sie mutieren.

Grundsätzlich warnt der Experte davor, zu sehr auf das Prinzip Hoffnung zu setzen. „Wir müssen jetzt ins vorausschauende Agieren kommen und weniger hoffen. 2020 haben wir gehofft, dass das Virus verschwindet; 2021 haben wir gehofft, dass uns die Impfung rettet.“

All das sei nicht eingetroffen. Und auch wenn es derzeit den Anschein habe, als würden nun Varianten wie Omikron kommen, die mildere Krankheitsverläufe verursachen, sei eines klar: „Es muss nicht so weitergehen.“ Oder anders formuliert: Kein Wissenschafter kann versprechen, dass das Coronavirus nicht in eine Richtung mutiert, die die Gefahr wieder vergrößert.

Bis hierher klingt das alles nicht besonders erfreulich. Insofern ist es angebracht, auch auf Umstände hinzuweisen, die den allgemeinen Optimismus nähren.

Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, hat eine solche Botschaft im Köcher, nämlich: Schon im Herbst werden die beiden Impfstoff-Hersteller Pfizer und Moderna neue Vakzine vorstellen, die bei neuen, jüngeren Corona-Mutationen helfen.

Und überhaupt ist es dem Minister und allen Experten wichtig, eines zu betonen: Die Schutzimpfung hilft bis heute und unverändert gut, schwere Krankheitsverläufe zu verhindern.

Dem nicht genug, hat ein anderer Experte, Herwig Ostermann, durchaus gute Nachrichten bei der sogenannten Vorlaufzeit.

Ostermann ist Chef der Gesundheit Österreich, die die erwähnten Szenarien federführend entwickelt hat. Und auch wenn die Wissenschaft über „keine Glaskugel“ verfüge, mit der man vorhersagen könne, wann welche Variante wie durchschlägt, lässt sich laut Ostermann eines durchaus sagen: Es vergehen im Schnitt rund zwei Monate, bis neue, allenfalls gefährlichere Varianten in Österreich aufschlagen.

Das bedeutet: In dieser Zeit können viele Präventionsmaßnahmen gesetzt werden. Eine davon: die Auffrischungsimpfung.

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