Deutschkurse: Schulen dürfen künftig selbst entscheiden
Eine „Trendwende“ bei der Zahl der außerordentlichen Schüler ortet Bildungsminister Christoph Wiederkehr: Der Neos-Politiker meint damit den Umstand, dass die Zahl der außerordentlichen Schüler nach Jahren des Anstiegs zuletzt um 4,2 Prozent auf 46.385 Schüler gesunken ist. Idealerweise betrage die Zahl der Außerordentlichen null, sagte Wiederkehr am Mittwoch nach dem Ministerrat. Und eben dort haben Neos, ÖVP und SPÖ eine Adaptierung der umstrittenen Deutschförderklassen beschlossen.
Im Schuljahr 2018/19 von der schwarz-blauen Bundesregierung eingeführt, wird es diese Form des Deutsch-Unterrichts zwar auch in Zukunft geben. Allerdings sollen die Schulstandorte viel flexibler damit umgehen dürfen – und damit auch bessere Erfolge beim Deutschlernen erzielen.
In der Praxis bedeutet das: Ab nächstem Schuljahr können Schüler, die mangelhafte oder ungenügende Deutschkenntnisse aufweisen, zwar weiterhin in separaten Gruppen unterrichtet werden. Aus der Muss- wird allerdings eine Kann-Bestimmung – die Schulen dürfen selbst entscheiden, wie sie Schülern schnellstmöglich die Sprache beibringen.
Vereinbart wurde im Ministerrat zudem, dass die umstrittenen Zuteilungstests für die Sprachkurse (MIKA-D) überarbeitet und künftig nur noch einmal im Jahr verpflichtend durchgeführt werden sollen. Wissenschafter hatten an MIKA-D bemängelt, dass diese die völlig falschen Kompetenzen abfragen.
Um die Motivation der sprachlernenden Schüler zu verbessern, wird es künftig außerdem möglich sein, dass Schüler mit formal „mangelhaften“ Deutschkenntnissen die Aufstiegsklausel bekommen können, sprich: Die Schulkonferenz darf sie ihnen zugestehen.
Und für außerordentliche Schüler soll die Möglichkeit geschaffen werden, in Fächern, die nicht mit der Deutschförderung zu tun haben, eine Note zu bekommen.
Wiederkehr brachte in diesem Zusammenhang das Beispiel von Kindern, die zwar noch nicht sehr gut Deutsch sprechen, in Fächern wie Mathematik aber längst gute Leistungen bringen.
Mit den paktierten Änderungen reagiert die Regierung auf Kritik von Experten, die die strikte Absonderung von deutschlernenden Schülern von Beginn als kontraproduktiv bezeichnet haben. Der Umstand, dass ganze Klassen über viele Stunden hinweg getrennt werden, und dass damit gut und weniger gut Deutsch sprechende Kinder nur in Fächern wie Musik, Turnen oder Werken gemeinsam dem Unterricht folgen, sei dem Spracherwerb nicht zu-, sondern sogar abträglich, lautete der Befund.
In Zukunft entscheiden die Schulen selbst, ob und wie sie die Klassen teilen.
Abgesehen von den erwähnten Änderungen plant die Regierung ab 2027 das zweite verpflichtende Kindergartenjahr, wobei Wiederkehr darauf hinwies, dass die Anwesenheitspflicht von 20 auf 30 Stunden pro Woche angehoben werden soll, damit das nötige Sprachniveau beim Start der Volksschule möglichst erreicht wird.
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