Blaue Volksfeststimmung: "Die Mikl ist kein Kickl"

Die Inszenierung ist immer ziemlich ähnlich: Bierzelttische, die John Otti Band, das erste Schwingen von rot-weiß-roten und diesmal auch blau-gelben Fähnchen beim Lied „Sierra madre“ und nicht zuletzt das „Wir sind eine Familie“-Lied, sobald Bundesparteichef Herbert Kickl ans Rednerpult geht.
Dennoch war die Atmosphäre beim diesjährigen Neujahrstreffen der FPÖ in der Arena Nova in Wiener Neustadt eine andere. Selten zuvor hat man so deutlich gespürt, dass an eine Übernahme des Staates geglaubt wird. Den Beginn soll die Landtagswahl in NÖ machen, danach sei alles möglich. Oder wie es der blaue Spitzenkandidat in NÖ, Udo Landbauer, formulierte: „Wenn einmal die schwarze Dame weg ist, dann ist der Weg für Herbert Kickl frei.“
All diese Ansagen wurden mit Applaus sowie Herbert- und Udo-Rufen begleitet. Als auf der Videowand Bilder von Karl Nehammer, Werner Kogler, Pamela Rendi-Wagner und Beate Meinl-Reisinger gezeigt wurden, gab es ein Pfeifkonzert. Herbert Kickl, der am Donnerstag krankheitsbedingt der Eröffnung des Parlaments ferngeblieben war, zeigte sich nicht geschwächt. Im Gegenteil. Fast 90 Minuten lang geißelte er die heimische Innenpolitik. Bundespräsident Van der Bellen bezeichnete er als „Alexander, den Schwachen“, der nicht einmal zum Papstbegräbnis gefahren sei, den burgenländischen Landeshauptmann Doskozil als „Hätti-Wari-Täti“-Kanzlerkandidat.
„Mikl ist kein Kickl“
Themen waren Corona, Asyl, die Teuerung, Sanktionen gegen Russland oder die Landtagswahlen. In Niederösterreich erwartet der FPÖ-Chef einen Umsturz – „die Mikl ist kein Kickl“ –, Kärnten und Salzburg würden folgen. Wobei er erneut darauf verwies, dass bei der Liederbuch-Affäre vor fünf Jahren, über die Landbauer kurz gestolpert war, die „ÖVP das Drehbuch geschrieben hatte“.
Viel Zeit seiner Rede verwendete er für die „selbst ernannte Elite“ in Wien, die allen vorgeben wolle, wie man leben soll. Sein Ausdruck dafür: „Gutmenschlicher Meinungs-Kommunismus“.
Als Beispiel nannte er die Kritik an seiner olivgrünen Jacke auf FPÖ-Plakaten. Da war kritisiert worden, dass diese an eine Heeresjacke erinnere. Deswegen werde er die Jacke auch im Wahlkampf in NÖ tragen, weil „ich mir von woken Quälgeistern nicht vorschreiben lasse, was ich anziehe“.
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