Blackout-Gefahr: Wo Österreich die größten Defizite und Lücken hat

Spain and Portugal hit by massive power blackout
Das Krisensicherheitsbüro hat das erste umfassende "Lagebild" erstellt. Die Türkis-rot-pinke Regierung weiß jetzt, wo sie nachschärfen muss - theoretisch.

Am Mittwoch bekam jeder Minister ein Dokument zugestellt, das es so in Österreich noch nie gegeben hat: Unter der Ägide von Peter Vorhofer hat das 2024 geschaffene Krisensicherheitsbüro zum ersten Mal ein umfassendes "Lagebild" der Republik erstellt. In dem 140 Seiten starken Geheim-Papier wird im Detail festgehalten, wie gut Österreich auf die größten Bedrohungen vorbereitet ist. 

Das Besondere daran: Erstmals haben die Ministerien gemeinsam und im Dialog und nicht beschränkt auf das eigene Ressort die einzelnen Themen abgehandelt.

Konkret ging es beim Lagebild nicht allein um die "klassische", also militärische oder polizeiliche Sicherheit, sondern um ein ganzheitliches Bild - von der medizinischen Versorgung bis zum Zustand der Wirtschaft.

"Der Bericht konzentriert sich nicht nur um die Einlagerung von Dosenbrot. Es geht um die umfassende Krisenvorsorge. Zum Beispiel geht es um die Frage: Wie gut sind wir auf ein Blackout oder Blackout-ähnliche Situationen vorbereitet", sagt ein Experte, der am Bericht mitgearbeitet hat.

Wie wurde das Lagebild erstellt?

Anhand von 250 verschiedenen Indikatoren wurden sechs Cluster in den Mittelpunkt gerückt. Neben "Sicherheit und Verteidigung" waren das "Umwelt- und Klimaschutz", "gesellschaftlicher Zusammenhalt und Gesundheit" sowie "Technologie und Innovation", "Versorgungssicherheit" und die "globale Zusammenarbeit".

Akademie hat mitgeholfen 

Damit das Lagebild wissenschaftlich auf dem Letztstand ist, hat die Akademie der Wissenschaften führende Köpfe nominiert, die zusätzlich Expertise einbrachten. 

Das Ergebnis sind 30 "gesamtstaatliche Ableitungen", sprich: Empfehlungen, die der Bundesregierung helfen sollen, das Land besser aufzustellen. 

Da der Bericht als Ganzes geheim ist, liegt er dem KURIER nicht im Detail vor; auch im Parlament soll das Dokument nicht besprochen werden, da die darin aufgezeigten Lücken und Defizite ein gefundenes Fressen für all jene wären, die Österreich und seiner Bevölkerung schaden wollen.

Der KURIER konnte aber zumindest zwei Bereiche ermitteln, in denen Österreich laut Lagebild tendenziell eher schwach aufgestellt ist:

Das eine sind die vernetzten Daten.

Was ist damit gemeint? 

Obwohl spätestens seit der Corona-Pandemie klar ist, dass Österreich im medizinischen Bereich viele hochwertige Daten besitzt, ist man bei der Vernetzung dieser Daten bis heute nicht dort, wo man sein müsste. "Wir können nach wie vor nicht in Echtzeit sagen, wie viele Intensivbetten wo und wann in Österreichs Spitälern frei sind", sagt ein Mitarbeiter des Lagebildes. In Krisensituationen wäre gerade das enorm wertvoll.

Ein weiteres Problemfeld ist die mentale Resilienz

Woran kann man sie festmachen? 

Im Militär geht man mittlerweile davon aus, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung nicht nur bei alltäglichen Erledigungen wie der Navigation im Auto, bei Einkäufen oder Bankgeschäften abhängig vom Smart- bzw. Mobiltelefon ist. Das Gerät stellt für viele  - Stichwort: Soziale Medien - die Grundlage für Zufriedenheit und eine gute Stimmung dar.  "Im Krisenfall ist es aber nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich, dass das Internet und/oder das Telefonnetz teilweise ausfällt. Auf diese Situation sind viele Menschen nicht ausreichend vorbereitet", erklärt ein Experte.

Was sind nun die Ableitungen, sprich Lösungsvorschläge?

Zu den griffigsten, der 30 Empfehlungen gehören diese:

  • Jedes Gesetz, das in Österreich beschlossen wird, sollte vorab darauf überprüft werden, ob es die Widerstandsfähigkeit, also Resilienz, positiv unterstützt.
  • Die Abhängigkeit vom US-amerikanischen GPS-System soll flächendeckend reduziert werden. Stattdessen sollen auch zivile Einrichtungen und Privatpersonen vermehrt auf das europäische Satelliten-Navigationssystem "Galileo" umstellen.
  • Der Klimawandel und damit der Umweltschutz müssen ein zentrales Motiv in der Politik bleiben. Der Grund dafür: Staaten, die auf die Klima-Veränderung nicht reagieren, werden wirtschaftlich zurückfallen und vom Klimawandel härter getroffen.
  • Schlüssel-Technologien wie die Quanten-Forschung und -Kryptologie müssen in Österreich bleiben, gefördert und auch geschützt werden.
  • Österreich muss strategisch insgesamt unabhängiger werden. Das bedeutet, dass beispielsweise bei wichtigen medizinischen Produkten, Lebensmitteln, wichtigen Bauteilen und Treibstoff Vorräte gebildet werden. Vom Milchpulver, über Erdöl und Gas bis hin zu Bahn-Schienen.

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