"Rotlichtsünder": Laut Umfrage sind 7 Prozent bereits trotz Rot in Tunnel eingefahren

Asfinag
Asfinag startet Informationskampagne zu "Ampelblick". Grund: Jeder Fünfte hat schon erlebt, dass die rote Ampel vor dem Tunnel ignoriert wurde.

Österreichs Tunnelsicherheit hat internationale Maßstäbe gesetzt, wurde vor wenigen Jahren vom deutschen Autofahrerclub ADAC mit der Bestnote ausgezeichnet, wiewohl der Grund ein tragischer ist und 26 Jahre zurückliegt: Der Brand im Tauerntunnel 1999.

Seither hat die staatliche Autobahnen- und Schnellstraßen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft, kurz Asfinag, sechs Milliarden Euro in die Sicherheit, Instandhaltung und Modernisierung der österreichweit 170 Tunnelanlagen investiert. 

Die Investitionen betrafen laut Asfinag u.a. 

  • den Tauern- und Katschbergtunnel auf der A 10 Tauernautobahn
  • die gesamte A 9-Pyhrnstrecke (Tunnelkette Klaus, Bosruck, Gleinalm)
  • den Karawankentunnel auf der A 11 Karawankenautobahn und
  • den Lötztunnel auf der S 16 Arlberg Schnellstraße

Derzeit werden Sanierungen in der

  • Tunnelkette Semmering auf der S 6 Semmering Schnellstraße (Investition 270 Millionen Euro),
  • der Tunnelkette Inzersdorf auf der A 9 in Oberösterreich (100 Millionen Euro),
  • im Pfändertunnel auf der A 14 Rheintal Autobahn (34 Millionen Euro) vorgenommen.  

Die Generalerneuerung von fünf Tunnel auf der A 10 (Ofenauer, Hiefler, Tunnelkette Werfen) um 265 Millionen Euro sei mit Ende Juni 2025 abgeschlossen, so die Asfinag. 

Die Tunnelkette Pack auf der A 2 Südautobahn wird ab Herbst 2025 erneuert. Im Bauprogramm bis 2031 sind jedes Jahr allein für Tunnelsicherheits-Maßnahmen 400 Millionen Euro vorgesehen.

Christian Schimanovsky, Peter Hanke, Hartwig Hufnagl

Soweit die erfreulichen Nachrichten. Die schlechten sind: Laut einer Umfrage des Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) im März 2025 unter 1.000 Personen ist es um die Achtsamkeit und Wachsamkeit der Autofahrer in puncto Tunnel und Ampelschaltung in Österreich nicht allzu gut bestellt. Im Vorjahr kam es zu 130 Unfällen mit Personenschaden und neun Bränden in einem Tunnel.

Unaufmerksamkeit als Unfallursache

"Wir haben sechs Milliarden Euro investiert, um unsere Tunnel noch sicherer zu machen mittels Neubauten, laufender Sanierungen bis hin zum Einsatz bester Sicherheitstechnik und Innovationen wie dem akustischen Tunnelmonitoring Akut", sagt Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl. "Aber Verkehrssicherheit ist Teamwork und eine Symbiose von Infrastruktur, Fahrzeug und Mensch." 

Fast jeder Fünfte der Befragten gibt an, bereits einmal wahrgenommen zu haben, dass ein Verkehrsteilnehmer trotz roter Ampelschaltung in den Tunnel eingefahren ist. 

"Sieben Prozent, einer von 14 Befragten, hat zugegeben, selbst mindestens einmal trotz roter Ampel in einen Tunnel eingefahren zu sein", erklärt KFV-Geschäftsführer Christian Schimanovsky anlässlich der Kampagnenpräsentation "Ampelblick". Die Hauptgründe für die "Rotlichtsünder" seien: Unaufmerksamkeit und Ablenkung sowie fehlendes Gefahrenbewusstsein, so Schimanovsky.

Als weitere Gründe trotz Rot in den Tunnel eingefahren zu sein (mit der Option auf Mehrfachnennung) sagen

  • 30 Prozent, dies getan zu haben, weil andere Lenkerinnen und Lenker das vor ihnen getan haben
  • 26 Prozent die Ampel aufgrund von Ablenkung zu spät gesehen zu haben
  • 26 Prozent die Ampelschaltung nicht mit der Ampel des Stadtverkehrs gleichgesetzt zu haben
  • 22 Prozent nicht gewusst zu haben, wie sie richtig reagieren sollten
  • 16 Prozent das Einfahren in den Tunnel per se nicht als gefährlich anzusehen

Mittels Videos, Plakaten entlang der Autobahnen und Schnellstraßen sowie via Social Media will die Asfinag dem Fehlverhalten entgegenwirken und auf den "Ampelblick" aufmerksam machen. Darauf, dass wie im Stadtverkehr auch vor und im Tunnel gilt: Rot heißt Stopp, Gelb bedeutet Achtung, Tempo verringern und Grün garantiert freie Fahrt. 

Zu einer Rotschaltung im Tunnel kommt es bei Branddetektion, Geisterfahrer, Energieausfall, Überschreitung des CO2-Wertes und der Auslösung der Höhenkontrolle.

"Mit dem heutigen Start der Tunnelsicherheitskampagne machen wir klar: Sicherheit beginnt im Kopf und bei jedem Einzelnen hinterm Steuer", so Peter Hanke, SPÖ-Verkehrsminister anlässlich der Präsentation. "Dass die ASFINAG seit Jahren in modernste Tunnelsicherheit investiert – aus eigener Kraft und ohne Steuergeld – zeigt, wie Verantwortung und Effizienz zusammengehen."

Darauf angesprochen ob nebst Infrastruktur, Auto und Mensch die Natur bei der Tunnelsicherheit eine immer größere Rolle - weil auch Sicherheitsrisiko - spiele, sagt Hufnagl zum KURIER: "Wir haben leider in der Vergangenheit gesehen, was passieren kann - die A9 wurde überspült, über der A13 gab es einen tornadoartigen Sturm - doch dank Digitalisierung und modernster Sensorik können wir viele Natur- und Umwelteinflüsse gut unter Beobachtung halten und rechtzeitig reagieren."

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