Freiwilliger Grundwehrdienst für Frauen startet am 1. April
Seit einem Vierteljahrhundert haben Frauen Platz im Österreichischen Bundesheer - die ersten neun rückten am 1. April 1998 ein. Der Beruf bleibt mit einem Frauenanteil von rund vier Prozent männlich geprägt, räumt Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) bei einem Pressegespräch ein: "Wir haben das Ziel noch lange nicht erreicht." Der "freiwillige Grundwehrdienst", der ab 1. April startet, soll nun mehr Frauen zum Bundesheer locken.
Die Akzeptanz in den Reihen der Männer hätten sich die Frauen vor allem zu Beginn noch erkämpfen müssen. Seitdem habe sich einiges verbessert, erzählte Tanner, die etwa auf den Ausbau von Kinderbetreuung als "laufenden Prozess" und auf Frauen- und Gleichbehandlungsbeauftragte als Anlaufstellen hinweist. Eine, die die Anfänge miterlebt hat, ist Offiziersstellvertreterin Karin Pirschner. Sie rückte am 1. April 1998 ein und ist derzeit bei der Militärpolizei Innsbruck im Einsatz. "Damals war ich ein Exot", sagte sie. Einsätze führten sie etwa in den Kosovo, nach Bosnien oder - während der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 - an den Grenzübergang Spielfeld in der Steiermark. "Ich wollte immer schon Soldatin werden", bekundete sie. Frauen seien beim Bundesheer nun "nichts Außergewöhnliches mehr", ihre Anwesenheit würde positiv zum Betriebsklima beitragen.
Stand März 2023 gibt es 645 Soldatinnen, der Frauenanteil beträgt damit 4,3 Prozent, so Tanner. Der Wert sei auch im europäischen Vergleich niedrig, angepeilt werden 15 Prozent. Der "freiwillige Grundwehrdienst" soll die Quote anheben. Bisher konnten Soldatinnen nur direkt in eine Kaderlaufbahn (Offizier, Unteroffizier) samt Eignungsprüfung einsteigen. Nun ermögliche man "endlich" einen niederschwelligen Zugang, durch den Frauen wie ihre männlichen Kollegen "das System Bundesheer" kennenlernen können, so Tanner. Nach einem halben Jahr können sie sich entscheiden, ob sie dabeibleiben wollen. Der erste Stellungstermin finde Anfang Mai statt, die ersten Soldatinnen im Grundwehrdienst erwarte man ab dem dritten Quartal. Bereits jetzt gebe es 19 Interessentinnen.
Die Werbetrommel rühren will man für diese neue Ausbildungsmöglichkeit beim Girls' Day am 27. April - 142.000 Briefe gehen im Zuge dessen an junge Frauen der Geburtsjahrgänge 2003 bis 2006. Dass das keine Stellungsbriefe sondern Einladungen seien, betonte die Verteidigungsministerin ebenso wie ihre Ablehnung einer Wehrpflicht für Frauen. Darüber könne diskutiert werden, wenn es auf allen Ebenen eine Gleichberechtigung der Geschlechter gebe. Man wolle Frauen allerdings "im Bundesheer etablieren".
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