Eisige Winter könnten die Regel werden

Ein Eisberg mit einer bogenförmigen Öffnung in einer verschneiten Landschaft bei Sonnenuntergang.
Das Abtauen des arktischen Eises begünstigt laut Klimaforschern die Entstehung extremer Wetterlagen in Europa.

Der klirrend kalte Winter in Europa erscheint wie eine Bestätigung jüngster Klimastudien. Einige Forscher sagen kältere Zeiten im Winter voraus, wenn das Eis in der Arktisregion weiter so stark schmelzen sollte wie bisher. Eine Erwärmung der Luft in der Barents-Kara-See nördlich von Skandinavien und Russland kann kalte Winterwinde nach Europa bringen. Demnach würde sich die Wahrscheinlichkeit für extrem kalte Winter in Europa und Nordasien verdreifachen. Das errechneten Forscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) und des Leibniz-Institut für Meereswissenschaften in Kiel mit Hilfe eines Computermodells.

Autobahn für arktische Luft

Forscher am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven kamen zu ähnlichen Ergebnissen und erklären das Phämomen wie folgt: Das Sonnenlicht erwärmt die dunkle Meeresfläche stärker als eine helle Eisdecke. Aufgrund der kleiner werdenden Eisfläche wird demnach mehr Wasser erwärmt, wodurch sich die Lufttemperaturen in der Arktisregion bis in Herbst und Winter erhöhen. "Dies lässt durch komplexe Wechselwirkungen den Luftdruckgegensatz zwischen der Arktis und den mittleren Breiten Europas geringer werden und kalte arktische Luft kann im Winter besser bis nach Europa vordringen", erläuterte AWI-Forscher Ralf Jaiser, der zusammen mit Kollegen im Jänner eine entsprechende Studie im Journal Tellus A veröffentlicht hat. Dies sei natürlich keine "wasserdichte Prognose", räumt er ausdrücklich ein. "Dafür ist das Klima zu komplex und es sind tatsächlich zu wenige Details verstanden."

Restliche Jahreszeiten werden wärmer

Sicher ist aber, dass die Thesen der Extremtemperaturen im europäischen Winter nicht die globale Erderwärmung oder den Weltklimareport infrage stellen. Sie beziehen sich vielmehr nur auf einen Teil der Winterzeit in einer Region der Erdoberfläche. "Wir sagen, dass es in der Arktis wärmer und bei uns kälter wird", erläuterte Jaiser. "Auf Spitzbergen ist es im Moment ungewöhnlich warm und es regnet." In der vergangenen Woche habe es auf dieser nördlich von Skandinavien liegenden Inselgruppe einen Regenrekord gegeben.

"Europa ist eine relativ kleine Region und die Winter sind nur eine von vier Jahreszeiten. Die anderen werden durchaus wärmer", betonte Jaiser. Das äußere sich bereits durch längere Vegetationszeiten. "Unsere Studie ist ein Puzzlestück im großen Klimageschehen."

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