Spannungen auf Zypern: UNO verhinderte Eskalation

A flag of Cyprus flies on a vessel of Port and Marine Police in Ayia Napa Marina
Am Wochenende ist es zwischen dem griechisch-zypriotischen Süden und dem türkisch besetzten Norden zu Spannungen gekommen. Die UNO verhinderte eine Eskalation.

In der UNO-kontrollierten Pufferzone zwischen dem griechisch-zypriotischen Süden und dem türkisch besetzten Norden ist es am Wochenenden zu Spannungen gekommen. Ein türkisches Militärfahrzeug hinderte griechisch-zypriotische Bauern Samstag Vormittag am Zugang zu ihrem Land. Eine Einheit der Friedenstruppe der Vereinten Nationen auf Zypern (UNFICYP) verhinderte eine Eskalation. Die Republik Zypern reagierte mit einer Protestnote auf die "Provokation der Besatzungsbehörden".

UNO verhinderte Eskalation auf Zypern

Das Außenministerium stehe in Kontakt mit den Behörden der betroffenen Gemeinde und habe sich in geeigneter Weise an die UNO-Friedenstruppe gewandt, um den Landwirten den Zugang zu ihrem Ackerland wieder zu ermöglichen und Verletzungen des Status der Pufferzone zu verhindern, erklärte Zyperns Regierungssprecher Konstantinos Letibiotis laut "Euronews", und zwar "im Einklang mit dem Mandat der UNFICYP und den Resolutionen des UNO-Sicherheitsrats".

Zum jüngsten Vorfall in Deneia sagte Letibiotis, die Situation werde aufmerksam und mit der gebotenen Ernsthaftigkeit beobachtet. Die türkische Besatzungsarmee stelle mit "inakzeptablen Aktionen den Status der Pufferzone infrage" und versuche erneut, "vollendete Tatsachen zu schaffen" - ein Vorgehen, das gegen das Völkerrecht und die einschlägigen Resolutionen des Sicherheitsrats verstoße. "Die Republik Zypern wird weiterhin mit Nüchternheit, Entschlossenheit und in voller Übereinstimmung mit dem Völkerrecht handeln", so der Sprecher abschließend.

Landwirte gingen in "tote Zone"

Griechisch-zypriotische Landwirte waren Euronews zufolge in die sogenannte "Tote Zone gegangen", um Felder zu bewirtschaften, als ein türkisches Militärfahrzeug in das Gebiet eindrang und sie daran hinderte. Die Vereinten Nationen griffen umgehend ein, um die Situation zu entschärfen. Ein ähnlicher Zwischenfall hatte sich bereits vier Tage zuvor ereignet. Nach der damaligen Intervention war den Bauern für Samstag der Zugang zu den Feldern zugesagt worden. Das zypriotische Verteidigungsministerium wurde über den Vorfall informiert und steht laut eigener Aussage in Kontakt mit den Gemeindebehörden. Es sei bei der UNO-Friedenstruppe vorstellig geworden, um künftige Verstöße gegen den Status der Pufferzone zu verhindern. In einer Mitteilung des staatlichen Rundfunks RIK und den Vereinten Nationen bestätigten die UNO den Vorfall. Die Lage sei derzeit ruhig, erklärten sie, und die Vermeidung weiterer Spannungen bleibe oberste Priorität.

Zypern seit 1974 geteilt

Zypern ist seit 1974 nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention de facto zweigeteilt. Im Norden gibt es die nur von der Türkei anerkannte Türkische Republik Nordzypern. Die Regierung der EU-Inselrepublik in Nikosia kontrolliert den Süden der Insel. Während die türkischen Zyprioten eine Zwei-Staaten-Lösung fordern, setzen die griechischen Zyprioten und die UNO auf eine Wiedervereinigung.

Seit Mai 2004 ist die Republik Zypern Mitglied der Europäischen Union. Völkerrechtlich umfasst dies die gesamte Insel - faktisch kann die Regierung im Süden jedoch auch zwei Jahrzehnte nach dem EU-Beitritt das Unionsrecht im Norden nicht durchsetzen.

Die letzten hochrangigen Gespräche über eine Wiedervereinigung Zyperns unter Vermittlung der Vereinten Nationen waren im Juli 2017 im schweizerischen Crans-Montana gescheitert. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan lehnt seither neue Verhandlungen über eine föderale Lösung ab und fordert stattdessen ein Ende der internationalen Isolation der sogenannten Türkischen Republik Nordzypern, die nur von Ankara anerkannt wird.

Guterres will Verhandlungen wiederbeleben

Im März 2025 unternahm UNO-Generalsekretär António Guterres Versuche, die Verhandlungen wiederzubeleben. Neben dem zypriotischen Präsidenten Nikos Christodoulides und dem damaligen nordzyprischen Vertreter Ersin Tatar nahmen auch die Garantiemächte Griechenland, die Türkei und Großbritannien an einem Treffen teil. Nach einer als "konstruktiv" bezeichneten gemeinsamen Sitzung blieb ein Durchbruch jedoch aus.

Neuen Schwung in die festgefahrene Zypernfrage könnten die Ergebnisse der erst kürzlich abgehaltenen Präsidentenwahl im türkisch kontrollierten Norden bringen. Der als gemäßigt geltende Politiker Tufan Erhürman gewann die Wahl und löste den Hardliner Ersin Tatar ab. Der Mitte-Links-Politiker erhielt 62,8 Prozent der Stimmen, Tatar kam auf 35,8 Prozent. Erhürman kündigte an, eine föderale Lösung für Zypern zu prüfen - ein Ansatz, den die Vereinten Nationen seit Langem unterstützen. Tatar und die Türkei hatten dagegen auf eine Zwei-Staaten-Lösung gesetzt, die von den griechischen Zyprioten entschieden abgelehnt wird.

Das Bundesheer beteiligte sich von 1962 bis 2011 an der UNFICYP-Mission. An die 17.000 österreichische "Peacekeeper" standen laut Bundesheer-Homepage auf Zypern im Einsatz. Nach dem Abzug des österreichischen UNO-Bataillons besetzte Österreich noch einige Stabsfunktionen im multinationalen Stab. Aktuell leisten demnach zwei Offiziere und ein Unteroffizier "ihren Dienst für den Frieden auf Zypern".

Kommentare