Ukrainer zweifeln an Frieden mit Russland: Moskau wird "wieder angreifen"

Ukrainer zweifeln an Frieden mit Russland: Moskau wird "wieder angreifen"
Ob Soldaten oder Sanitäter: An der ukrainischen Front galubt man nicht an einen dauerhaften Frieden.

Zusammenfassung

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  • Ukrainische Sanitäter und Soldaten zweifeln an einem dauerhaften Frieden mit Russland und bereiten sich auf mögliche neue Konflikte vor.
  • Die Hilfsorganisation Tactical Medicine North setzt trotz möglicher Waffenruhe ihre Arbeit fort und bildet Soldaten in Erster Hilfe aus.
  • Viele Soldaten und Freiwillige sind entschlossen, weiterzukämpfen, selbst wenn die Ukraine Gebiete an Russland abtreten müsste.

Der Krieg gegen die russischen Angreifer ist noch lange nicht vorbei, aber der ukrainische Sanitäter Wladyslaw Tschumatschenko bereitet sich bereits auf den nächsten vor. 

Sollten sich die USA und Russland tatsächlich auf ein Abkommen zur Beendigung des Krieges einigen, werde die Waffenruhe nicht von Dauer sein, ist sich der 39-Jährige sicher. Moskau werde "wieder angreifen", befürchtet auch seine Frau Anastasia.

Mit ihr zusammen versorgt Tschumatschenko verletzte Soldaten an vorderster Front. Die beiden leiten die Hilfsorganisation Tactical Medicine North und sind gerade in der ukrainischen Region Donezk im Osten des Landes im Einsatz. Die Bedingungen eines von US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin ausgehandelten Waffenstillstandes würden für Kiew nicht akzeptabel sein, sagt Wladyslaw Tschumatschenko. Das gelte insbesondere, wenn das Land Gebiete an Russland abtreten müsste - eine reale Möglichkeit angesichts der jüngsten Kreml-freundlichen Rhetorik Trumps.

Moskau werde einen neuen Krieg beginnen, sobald sich eine Gelegenheit biete und sobald seine durch die dreijährige Invasion geschwächten Streitkräfte wieder aufgebaut seien, prognostiziert Anastasia Tschumatschenko. "Wir müssen vorbereitet sein."

Helfen unabhängig von "Idioten"-Politik

Er habe keinen Einfluss "auf die nächste verrückte Idee eines Idioten, egal ob er Trump oder Putin heißt", sagt Wladyslaw Tschumatschenko. "Das Einzige, was wir tun können, ist, unsere Arbeit fortzusetzen und uns auf die nächste Phase des Konflikts vorzubereiten."

Damit hat die Hilfsorganisation bereits begonnen. Das Paar bat die freiwilligen Mitarbeiter, auch im Fall eines Abkommens für eine Waffenruhe in Bereitschaft zu bleiben. Bis auf zwei, die zu erschöpft sind, hätten alle eingewilligt, sagt Wladyslaw Tschumatschenko. Die Sanitäter evakuieren Verletzte aus dem Kampfgebiet. Vor kurzem wurde eines ihrer Fahrzeug dabei von einem russischen Panzer beschädigt.

Außerdem bildet die Organisation Soldaten in Erster Hilfe aus. Auch diese Aufgabe soll fortgesetzt werden, auch wenn die Waffen schweigen. "Denn die Geschichte zeigt, dass in diesem Teil der Welt keine Pause ewig währt", sagt Wladyslaw Tschumatschenko.

Das alte Leben "wird nie wiederkommen"

Für seinen Einsatz im Krieg hat das Paar einen hohen Preis bezahlt. Vor der Invasion betrieben die beiden ein Kletterzentrum und kümmerten sich um ihre Tochter. Jetzt lebt die Neunjährige bei der Großmutter, ihre Eltern sieht sie nur wenige Tage im Monat. Anastasia Tschumatschenko findet es wichtig, dass ihr Kind "in der Ukraine bleibt" und verstehen lernt, was Krieg bedeutet. Denn das alte Leben "wird nie wiederkommen", sagt sie. Die Mutter rechnet damit, dass der Krieg zu Lebzeiten ihrer Tochter zurückkehren wird: "Es wird mit Sicherheit passieren. Es ist nur eine Frage der Zeit."

Wenn man nichts mehr zu verlieren hat, auch weiterkämpfen

Auch Oleksandr, Kommandant einer Angriffseinheit in der 93. Brigade, bereitet sich auf einen neuen Krieg vor. Er will die Uniform behalten, egal wie die geplanten Verhandlungen zwischen Washington und Moskau ausgehen. Gerade trainiert der stämmige, tätowierte Soldat in einem stickigen Raum mit rosa Neonlicht an den Hanteln. An der Front "bin ich in meinem Element", sagt Oleksandr.

Der 39-Jährige will auch bei einem Waffenstillstand bereit sein für einen neuen russischen Angriff. "Wir haben uns schon einmal die Finger verbrannt, aber das werden wir kein zweites Mal zulassen", sagt Oleksandr. Er meint damit die acht Jahre zwischen Beginn des Konflikts mit den vom Kreml unterstützten Separatisten 2014 und der groß angelegten russischen Invasion 2022. Die Ukraine hätte damals verstehen müssen, dass Russland weiter gehen würde, sagen einige Armeeangehörige.

Ukrainer zweifeln an Frieden mit Russland: Moskau wird "wieder angreifen"

Oleksandr ist überzeugt, dass es ein schrecklicher Fehler für die Ukraine wäre, die von Russland besetzten Gebiete abzutreten. "Dann wird es Chaos geben", befürchtet er. Sollte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskij Russland Zugeständnisse machen, "werden die Burschen, die jetzt für unser Land kämpfen, nicht auf ihn hören. Wir werden weiter Druck machen", warnt er. 

Denn viele Soldaten hätten bereits "ihr Zuhause, ihre Familien, ihre Kinder" verloren, sagt Oleksandr. "Sie haben nichts mehr zu verlieren, sie werden bis zum Ende kämpfen."

(Von Léa Dauple und Kseniia Toimchyk/AFP)

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