Wirbel um Bericht über Brexit-Befürwortung der Queen

Elizabeth II. mit David Cameron und Ex-Vize Nick Clegg (Mitte) in 10 Downing street
Der britische Hof legt wegen einer Behauptung der "Sun" Beschwerde beim Presserat ein.

[Update: 15:54]

Ein Medienbericht über den angeblichen Wunsch von Queen Elizabeth II. nach einem Ausscheiden Großbritanniens aus der EU hat im Vereinigten Königreich für Aufregung gesorgt. "Queen unterstützt Brexit", titelte die auflagenstarke britische Boulevardzeitung The Sun am Mittwoch. "Die EU bewegt sich in die falsche Richtung", wurde die Königin unter Berufung auf eine anonyme "ranghohe Quelle" zitiert.

"Das ist Unsinn"

Das Blatt bezog sich auf ein Treffen der Queen mit dem früheren Vizepremierminister Nick Clegg von den Liberaldemokraten, der für einen Verbleib in der EU wirbt. Die Zusammenkunft zu einem Mittagessen habe vor der Parlamentswahl im Mai vergangenen Jahres stattgefunden. Das Gespräch habe "überhaupt keinen Zweifel an der Haltung der Queen zur europäischen Integration" gelassen, wurde der Informant zitiert.

Clegg, Mitglied der Regierung von Premierminister David Cameron in den Jahren 2010 bis 2015, dementierte den Bericht. "Das ist Unsinn", schrieb er im Kurzbotschaftendienst Twitter. "Ich habe keine Erinnerung an ein solches Ereignis - und es handelt sich nicht um die Art von Vorkommnissen, die ich vergessen würde", fügte er hinzu.

Queen bleibt neutral - Beschwerde beim Presserat

Im Buckingham-Palast ist man not amused. Laut der BBC wolle man auf "fadenscheinige Behauptungen aus anonymen Quellen" nicht reagieren. Dass sich die Queen selbst offiziell zur Tagespolitik äußert, ist in Großbritannien höchst unüblich. "Die Queen bleibt politisch neutral, wie sie es seit 63 Jahren ist", heißt es aus dem Königspalast. Und: "Das Referendum ist Sache des britischen Volkes." Wegen des Berichts hat der Buckingham-Palast sogar Beschwerde beim Presserat des Landes eingelegt. Ein entsprechendes Schreiben sei am Mittwoch versandt worden, teilte ein Sprecher des Hofs mit. Dieses enthalte "eine Beschwerde über die Titelseite der heutigen Sun".

Die Briten sollen am 23. Juni in einem Referendum über die weitere EU-Mitgliedschaft ihres Landes abstimmen. Um einen Austritt zu verhindern, sagten die EU-Partner Cameron zuletzt ein Mitspracherecht bei für London relevanten Entscheidungen der Eurozone zu. Großbritannien wurde zudem die Möglichkeit zugestanden, neu zugezogenen EU-Ausländern bis zu vier Jahre lang Sozialleistungen zu verwehren.

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