Wie Russen den Alltag im System Putin überleben

Wie Russen den Alltag im System Putin überleben
Draußen, auf der Bühne der Weltpolitik, spielt Putin Machtspiele. Wie aber leben die Russen zwischen Krise und politischem Druck?

Er galt als moderater Kritiker des Systems, das ihn nicht schätzte, aber in Ruhe arbeiten ließ. Doch damit sollte rasch Schluss sein, als Dmitry Gudkov ankündigte, bei den Parlamentswahlen im Herbst anzutreten. Politische Routine, meinte der inzwischen altgediente Duma-Abgeordnete – bis die Polizei seine Wohnung und auch die anderer Familienmitglieder stürmte.

An Gudkovs Vater schickten die Behörden eine klare Botschaft: Entweder ihr Sohn verlässt das Land, oder er bleibt im Gefängnis, so wie seine Tante. Man habe sie quasi als Geisel genommen, erzählt Gudkov, der in die Ukraine geflohen ist, der Deutschen Welle. Das System wolle keine unabhängigen Abgeordneten mehr in der Duma. Darum hätte man sich kritischer Stimmen entledigt: Die seien im Gefängnis wie Alexej Nawalny, im Exil, oder mundtot gemacht, wie mehrere kritische Medien.

„Aggressiver geworden“

„Die Regierung ist in den vergangenen Jahren aggressiver geworden“, schildert Russland-Kenner Joshua Yaffa dem KURIER die Stimmungslage. Als Reporter für Nachrichtenmagazine wie den Economist oder den New Yorker berichtet der Amerikaner seit Jahren aus Russland. Er hat die Entwicklung des Systems Putin mitverfolgt, aber auch den Alltag der Menschen.

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