Vom Baumwollhändler zum Milliardär - Dmitro Firtasch

Ein Mann im Anzug sitzt während einer Veranstaltung.
Wer ist der Mann, der am Dienstag festgenommen wurde und zwischen 2006 und 2010 Schmiergeld in Millionenhöhe an indische Politiker gezahlt haben soll?

Bis zum Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch im Februar 2014 war Dmitro Firtasch einer aus dem engsten Kreis um den Präsidenten. Kungstdüngerbetriebe, Gas-Konzerne, ein TV-Sender, diverse Medien, Banken nannte er sein Eigen. Unter Janukowitsch war er aus der zweiten Reihe der Oligarchen in die erste vorgerückt. Davor war er vor allem als Mittelsmann mit dubiosen Verbindungen in Erscheinung getreten – wobei er sich selbst immer als Self-Made-Milliardär dargestellt hatte. Anfang 2014 wurde sein Vermögen auf zehn Milliarden Dollar geschätzt. Unter Janukowitsch war es auch, da Firtasch durchaus über enormen politischen Einfluss verfügte. Geld investierte er Gerüchten zufolge nicht nur in die Regierungspartei sondern auch zum Teil in die Opposition. Zahlreiche Abgeordnete im Parlament in Kiew sollen auf ihn gehört haben.

Tiefer Fall

Dann aber ging es rasch bergab. Mit dem Sturz Janukowitschs verlor Firtasch in der Ukraine jeglichen politischen Rückhalt. Seine Verhaftung in Wien und der darauffolgende Rechtsstreit gingen einher mit der faktische Zerschlagung seines Imperiums in der Ukraine. Eines, das er über mehr als zwei Jahrzehnte aufgebaut hatte und ein weltweites Netzwerk an Firmen einschloss.

Begonnen hatte Firtasch, der 1965 in der westukrainischen Region Ternopil geboren wurde, nach Zerfall der Sowjetunion mit Tauschgeschäften. Er ging 1990 nach Moskau und tauschte Milchpulver aus der Ukraine gegen Baumwolle aus Usbekistan. Danach kam Gas aus Turkmenistan hinzu.

Immer wieder tauchten in diesem Zusammenhang Berichte auf, hinter diesen Geschäften habe der Boss der Bosse der russischen Mafia, Semjon Mogilewitsch, gestanden. Mogilewitsch wird vom FBI Erpressung, Geldwäsche und Betrug vorgeworfen. Eine direkte Verbindung zwischen Mogilewitsch und Firtasch konnte aber nie nachgewiesen werden.

Einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde Firtasch in den Nullerjahren mit der 2004 gegründeten Firma RosUkrEnergo – ein Gas-Zwischenhändler, der turkmenisches Gas von der russischen Gazprom kaufte und an die ukrainische Naftogaz weiterverkaufte. Es war diese Firma, die im Zuge des Gasstreits zwischen der Ukraine und Russland 2009 als Lösung der Krise zwischengeschaltet wurde, zugleich aber immer wieder Korruptionsgerüchten ausgesetzt war. Letztlich wurde RosUkrEnergo faktisch vom Markt gedrängt. Dann kam Janukowitsch und Firtasch wurde Mitglied "der Familie".

Aus Firtaschs Umfeld war vor dem Urteil in Wien zu vernehmen, dass er eine Heimkehr in die Ukraine erwog. Auch damit hätte er seine sofortige Verhaftung riskiert.

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