Ausschreitungen: Arzt spricht von 21 Toten
Bei den schwersten anti-chinesischen Ausschreitungen seit Jahren in Zentral-Vietnam sind nach Angaben eines Arztes in der Nacht auf Donnerstag 21 Menschen getötet worden. Fünf von ihnen seien Vietnamesen gewesen, sagte der Arzt des Spitales von Ha Tinh telefonisch der Nachrichtenagentur Reuters. 16 weitere beschrieb er als Chinesen. "Rund hundert Personen sind gestern Nacht eingeliefert worden", erklärte er. "Die meisten von ihnen waren Chinesen. Auch heute Früh kamen neue Patienten."
Am Mittwoch war es im Süden des Landes zu schweren Ausschreitungen gekommen, mehr als ein Dutzend Fabriken sind dabei in Brand gesetzt worden. 500 Menschen wurden nach den Ausschreitungen festgenommen, wie ein Polizeisprecher am Mittwoch sagte. Die Regierung in Peking äußerte ihre "ernste Besorgnis" über die Vorfälle.
Wut über Ölbohrungen
Die Polizei schickte Spezialeinheiten in die Region, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. "Diejenigen, die die Lage ausgenutzt haben, um Unruhen anzuzetteln, werden hart bestraft", sagte der örtliche Behördenvertreter Tran Van Nam. Auch Produktionsstätten taiwanesische oder südkoreanischer Unternehmer wurden attackiert, die offenbar versehentlich für Chinesen gehalten wurden. Berichte über Verletzte lagen zunächst nicht vor. Mehrere Fabriken mussten ihren Betrieb zeitweise einstellen. Auch mehrere taiwanesische, japanische und südkoreanische Unternehmen in der Region schlossen vorsorglich ihre Fabriken.
China ist "besorgt"
Die chinesische Regierung äußerte ihre "ernste Besorgnis" über die Vorfälle. Peking fordere die vietnamesische Regierung auf, die Ausschreitungen zu stoppen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen, sagte Außenamtssprecherin Hua Chunying am Mittwoch. Die Sicherheit chinesischer Bürger und Unternehmen in Vietnam müsse gewährleistet sein. Auch Taiwans Außenminister David Lin verurteilte die Gewalt und rief Hanoi auf, die Sicherheit seiner in Vietnam beschäftigen Landsleute zu garantieren.
Landeskenner vermuten, dass die vietnamesische Regierung in Hanoi die Proteste der Bevölkerung bewusst zulässt und damit ihre eigene Empörung über das chinesische Vorgehen zum Ausdruck bringt. Normalerweise werden Demonstrationen in Vietnam von den Sicherheitsbehörden unterbunden. Zuletzt wurden aber mehrere gegen China gerichtete Kundgebungen zugelassen.
Insel-Streit
China und Vietnam streiten sich seit Jahrzehnten um Inseln im Südchinesischen Meer. Der Konflikt hatte sich Anfang Mai zugespitzt, als Peking eine Tiefseebohrplattform vor die Paracel-Inselgruppe verlegte. Hanoi schickte Schiffe in die Gegend, die dort nach eigenen Angaben von chinesischen Schiffen angegriffen und gerammt wurden. China warf seinerseits den vietnamesischen Schiffen vor, seine Schiffe Dutzende Male gerammt zu haben.
Im Südchinesischen Meer kommt es im Streit um überschneidende Gebietsansprüche immer wieder zu Zwischenfällen. China beansprucht fast das gesamte Seegebiet für sich, auf dessen Grund große Rohstoffvorkommen vermutet werden. Doch auch andere ASEAN-Mitglieder, allen voran Vietnam und die Philippinen, erheben Ansprüche.
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