Vier Abschüsse: Was holen die USA da vom Himmel?

Jahrzehntelang haben die Amerikaner kein „Flugobjekt“ am Himmel über den USA abgeschossen. Jetzt plötzlich kracht es binnen gut einer Woche vier Mal. Beim chinesischen Spionage-Ballon, mit dem alles anfing, gibt es erste Informationen. Die anderen Abschüsse sind so nebulös, dass in sozialen Netzwerken Spekulationen ins Kraut schießen: Außerirdische – oder wieder Peking? Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Um welche vier Zwischenfälle geht es?
Am 4. Februar wurde vor der Küste South Carolinas ein 60 Meter großer chinesischer Ballon abgeschossen, nachdem er sich eine Woche lang im US-Luftraum aufgehalten hatte. Peking wiegelt seither ab und spricht von ziviler Wetterforschung. Die Amerikaner sagen, dass in der Gondel, so groß wie drei Busse, hocheffiziente Spionage-Technologie untergebracht war, die China in über 40 Ländern einsetze. Die Auswertung der Trümmerteile dauert an.
"Spionageballons" über den USA
Dann der Dreischlag am Freitag, Samstag und Sonntag: Erst wurde ein Flugobjekt über Alaska eliminiert. So groß wie ein Pkw, ohne erkennbares Antriebssystem. Danach traf es ein zylindrisches Objekt über Yukon (Kanada). Am Sonntag schließlich wurde ein achteckiges Objekt mit daran hängenden Kabeln über dem Huron-See im Bundesstaat Michigan abgeschossen. Die Objekte sollen sich dem Pentagon zufolge nur mit Windgeschwindigkeit fortbewegt haben.

Waren die „Eindringlinge“ gefährlich?
Militärs und Regierung haben sich auf die Position zurückgezogen, dass es sich in allen Fällen um eine Verletzung des amerikanischen Luftraums handelte und je nach Flughöhe des Objekts Gefahren für die zivile Luftfahrt bestanden hätten. Beim China-Ballon war das in 18 Kilometern Höhe noch nicht der Fall, die drei anderen Flugobjekte flogen dagegen auf der Höhe des Flugverkehrs. Aber: Keines der abgeschossenen Objekte trug nach bisheriger Schilderung des Pentagon Waffen oder befand sich in einer Art Angriffsmodus.
Warum plötzlich so viele unbekannte Flugobjekte?
Nach dem Abschuss des China-Ballons hat das Pentagon die Filtereinstellungen der Radar-Überwachung verändert, um auch kleinere oder sich langsamer fortbewegende Objekte zu erfassen. So erklärt man teilweise die Zunahme, wie Melissa Dalton, Vize-Ministerin im Heimatschutzministerium, am Sonntagabend erklärte.
Was brachte die Auswertung der Trümmerteile?
Noch sehr wenig. Die Bergung in den abgelegenen und von extremer Kälte geprägten Absturz-Gegenden dauert an. Experten vermuten, dass die Untersuchungen Monate dauern und die Resultate höchster Geheimhaltung unterliegen werden. Das gilt insbesondere für den China-Ballon. Beteiligt sind an den Ermittlungen neben dem Pentagon auch die Bundespolizei FBI und, weil Kanada betroffen ist, die Royal Canadian Mounted Police.
Waren es sicher keine Außerirdischen?
Glen VanHerck, Kommandant des zuständigen Nordamerikanischen Luftverteidigungskommandos (Norad), wollte auf Nachfrage „noch nichts“ ausschließen. Später ergänzte ein Militär abschwächend, diesmal aber anonym gegenüber US-Medien, dass es keine Hinweise auf „Aliens oder extraterrestrische Aktivitäten“ gebe.
Wovon geht man in den USA dann aktuell aus?
Luis Elizondo, lange selbst im Pentagon für UFOs zuständig, sagt, dass Rivalen wie China oder Russland solche Flugobjekte gehäuft in den US-Luftraum schicken würden, um die Reaktion der US-Regierung zu testen: Wie schnell werden die Eindringlinge erkannt, wie schnell wird der Abschuss befehligt? Andere Stimmen verweisen auf offizielle Berichte der Regierung über sogenannte „unidentified aerial phenomena“ (UAP): Demnach gab es seit 2021 rund 170 nicht erklärbare Vorfälle im US-Luftraum.
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