Venezuela: Guaidó offen für Militärintervention der USA

Venezuela: Guaidó offen für Militärintervention der USA
Der selbst ernannte Übergangspräsident würde ein Eingreifen "akzeptieren". Oppositionelle verschanzen sich in Botschaften.

Venezuelas Oppositionschef und Parlamentspräsident Juan Guaidó hat sich offen gezeigt für eine US-Militärintervention in seinem Land. "Sollten die USA eine Militärintervention vorschlagen, würde ich dies wahrscheinlich akzeptieren", sagte er der italienischen Tageszeitung La Stampa.

Für USA "möglich"

US-Außenminister Mike Pompeo hatte ein militärisches Eingreifen seines Landes in Venezuela Anfang Mai als möglich bezeichnet. Die USA bevorzugten aber einen friedlichen Machtübergang. Die USA und andere westliche Staaten, darunter Österreich, betrachten Guaidó als Übergangspräsidenten, während Russland und Kuba zu Präsident Nicolas Maduro halten. Guaidó selbst hatte sich im Jänner zum Übergangspräsidenten erklärt.

Indes geht Venezuelas Präsident Nicolas Maduro härter gegen Verbündete von Oppositionschef Juan Guaido vor. Zwei Abgeordnete suchten deswegen in ausländischen Botschaften in Caracas Zuflucht.

Richard Blanco von der Partei Allianz der mutigen Leute fand am Donnerstag nach Aussage von Insidern in der argentinischen Botschaft Unterschlupf. Americo De Grazia von der Partei der Radikalen Sache kam laut dem Außenministerium in Rom in der Vertretung Italiens unter. Beiden Politikern war wie acht weiteren Abgeordneten vom Obersten Gerichtshof Venezuelas die Immunität aberkannt worden.

Drohbotschaften an Hauswänden von Oppositionellen

Am Freitag verliehen zudem Regierungsanhänger ihrer Abneigung Ausdruck und sprühten Drohbotschaften an den Fassaden der Häuser verschiedener Parlamentarier. "Wir kommen dich holen. Hochachtungsvoll. Die Colectivos", stand dort etwa geschrieben.

Die sogenannten "Colectivos" sind Schlägerbanden, die in Venezuela ganze Stadtviertel beherrschen, die Verteilung subventionierter Lebensmittel kontrollieren und unbehelligt von der Polizei kriminelle Geschäfte machen. Im Gegenzug gehen die Motorradgangs bei regierungsfeindlichen Protesten hart gegen Demonstranten vor. Interimspräsident Juan Guaidó bezeichnete die Aktion auf Twitter als "Staatsterrorismus".

Tiefe Wirtschaftskrise

Venezuela ist unter Maduros linker Regierung in den vergangenen Jahren tief in eine Wirtschaftskrise geraten. Das Land leidet unter einer Inflation von 200.000 Prozent und einem Mangel an Grundnahrungsmitteln und Medikamenten. Die schwierige Lage hat zu einer Massenflucht in Nachbarländer geführt.

Maduro macht dafür einen von den USA geführten Wirtschaftskrieg verantwortlich, der einen Umsturz zum Ziel habe. Die USA haben seit 2017 mehrfach Sanktionen gegen Venezuela verhängt. Kritiker sehen als Gründe für den Abschwung aber auch Inkompetenz von Maduros Regierung, nicht funktionierende Währungskontrollen sowie Korruption.

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