Machados gefährliche Reise zum Friedensnobelpreis – und wieder zurück
Aus Buenos Aires von Tobias Käufer
Im Parlament wurde Maria Corina Machado (58) beim Versuch, das Rednerpult zu erreichen, einst von zwei kräftigen Sozialistinnen das Nasenbein gebrochen. Engste Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden verhaftet. Ihre Teilnahme an den Präsidentschaftswahlen von den Behörden untersagt, in denen ausschließlich Vertreter der regierenden Sozialisten an den Schalthebeln der Macht sitzen. Wäre sie angetreten, hätte sie im Juli 2024 laut Umfragen wohl 70 Prozent der Stimmen bekommen. Nun aber steht sie vor ihrer bisher schwierigsten Reise.
In Oslo soll sie am Mittwoch den Friedensnobelpreis entgegennehmen. Die Vergabe ist umstritten: Aus der politischen Linken tritt ihr offener Hass entgegen. Das liegt daran, dass es Machado geschafft hat, die ganzen Schwächen und Verbrechen des sozialistischen Regimes in Caracas offenzulegen. Die zierliche Frau ist zu so etwas wie einem Gewissen Venezuelas aufgestiegen. Und weil Venezuela zu einem Sündenfall des Sozialismus in Lateinamerika geworden ist, ist Machado damit zum schlechten Gewissen der Linken avanciert, die sie täglich an die eigenen Verbrechen erinnert.
Bürgerrechtsorganisationen wie Human Rights Watch, Amnesty International und auch des Menschenrechtsbüros der Vereinten Nationen haben diese Verbrechen dokumentiert: außergerichtliche Hinrichtungen, Folter, Mord, Repression gegen die Opposition, Wahlbetrug. Für all das hatte bislang die lateinamerikanische Rechte in den Präsidentenpalästen über Jahrzehnte eine Art Exklusivrecht: Die rechtsextremen Militärdiktaturen mit Unterstützung der USA gehörten zu den brutalsten Regimen des 20. Jahrhunderts. Machado erinnert die Linken daran, dass sie in nun die gleichen Verbrechen begeht. Und provoziert im linken Lager einen ähnlichen Negationismus, wie es ihn seit geraumer Zeit im rechten Lager gibt.
Milei als "Leibwächter"
Für ihre Reise nach Oslo hat sich Machado eine Reihe an "politischen Leibwächtern" ausgesucht, die sie nach Norwegen begleiten sollen. Es handelt sich dabei um demokratisch gewählte konservative oder libertäre Präsidenten wie Javier Milei (Argentinien), Daniel Noboa (Ecuador) oder Santiago Pena (Paraguay), deren Präsenz und Begleitung sie sich ausdrücklich in Oslo wünscht. Sie will damit ein Zeichen setzen – für freie Wahlen und demokratisch legitimierte Staatsführer.
Unterstützung bekommt Machado sowohl von Trumps Republikanern als auch Milei.
Das Direktor des Nobelinstituts, Kristian Berg Harpviken Harpviken, teilte in dieser Woche mit, Machado wolle tatsächlich persönlich nach Oslo kommen. Angesichts der Sicherheitslage könnte er jedoch keine Einzelheiten nennen. Venezuelas Generalstaatsanwalt Tarek William Saab, der zum engsten Zirkel von Machthaber Nicolas Maduro zählt, ließ erklären, sollte Machado ihr unbekanntes Versteck in Venezuela für eine Reise ins Ausland nutzen, würde sie als "flüchtig“ eingestuft. "Das Regime ist sehr deutlich geworden. Maduro hat gesagt, dass sie mich töten werden, wenn sie mich erwischen", sagte Machado vor wenigen Tagen in einem Radio-Interview.
Unterstützung von Republikanern
Sollte sie in Oslo persönlich erscheinen, dürfte vor allem die Rückkehr zu einer Herausforderung werden. Denn mit Machado befände sich dann die letzte noch wirklich einflussreiche Oppositionsfigur außer Landes. Venezuelas Regime könnte das ausnutzen und versuchen, mit allen Mitteln Machados Rückkehr zu verhindern.
Aus den USA kam dazu bereits eine eindeutige Ankündigung: Die republikanische Kongressabgeordnete Maria Elvira Salazar, die ebenfalls in Oslo zum "Leibwächter-Kommando“ Machados gehört, warnte inmitten der Spannungen zwischen Venezuela und den USA, das Regime solle es nicht wagen, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. "Es ist eine große Ehre, nach Oslo zu reisen und María Corina Machado bei der Verleihung des Friedensnobelpreises zu begleiten: einer der wichtigsten und historischsten Momente für die Freiheit in unserer Hemisphäre", sagte Salazar.
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