Auslagerung in Studiengruppen
Papst Franziskus hat diese Versammlung 2021 unter dem Thema "Für eine synodale Kirche – Gemeinschaft, Teilhabe und Mission“ eingeleitet. Sie ist als vierjähriger, weltweiter Prozess angelegt und soll die Meinung in der gesamten Weltkirche von allen Mitgliedern berücksichtigen. Ihren Höhepunkt findet sie an diesem Sonntag.
Obwohl das "Frauenthema" ursprünglich Teil vom inhaltlichen Programm war, entschied sich Papst Franziskus am Anfang des Jahres, es auszulagern. Er beauftragte zehn Studiengruppen, sich jeweils mit einem "kontroverseren" Thema intensiv auseinanderzusetzen und über ihren Fortschritt zu berichten – darunter die Frauenweihe, das Zölibat und LGBTQIA+. Themen, die dem Vatikan zu unangenehm sind.
Der Papst rechtfertigte seine Entscheidung: "Diese Fragen erfordern naturgemäß eine eingehende Untersuchung." Er ordnete an, sie speziellen Studiengruppen zuzuweisen, damit sie angemessen untersucht werden können. Die sollen weiter bis über das Ende der Weltsynode hinaus arbeiten, nämlich bis Juni 2025.
Frauenthema schlug hohe Wogen
Nicht nur diese Vertagung sorgte für Ärger. Bei der Weltsynode kam es zu einem zusätzlichen Eklat: Bei der Präsentation des Studienstandes zum Thema Frauenweihe fehlte der eigentlich erwartete Kardinal Fernandez. Stattdessen kamen zwei Angestellte des Dikasteriums, die selbst nicht in der Studiengruppe 5 sind, und zeigten sich unkooperativ, wollten keine Ergebnisse preisgeben und auf keine Fragen antworten.
Auch die Identitäten und Geschlechter der Mitglieder aus Studiengruppe 5 blieben, im Gegensetz zu anderen Gruppen, geheim. Zwar sprach Fernandez am Montag von einem Missverständnis und entschuldigte sich für seine Abwesenheit, die allgemeine Verärgerung konnte er damit jedoch nicht besänftigen.
Kein päpstliches "no basta"
Einige Synodalen forderten vatikanische Rechenschaftspflicht, etwa Jeppesen-Spuhler. "Wenn Papst Franziskus sagt, die Frage sei nicht reif, dann soll er sagen, aus welchen Gründen", äußerte sie dem Pfarrblatt Bern und kommentierte: "Ein päpstliches ,no basta‘ wird von vielen nicht mehr akzeptiert." Für viele Synodalen ist es wichtig, Frauen die gleiche Teilnahme und Entscheidungsmacht wie Männern zu ermöglichen. Denn mittlerweile gäbe es unzählige Frauen, die sich berufen fühlen, den Pfad des Weihesakraments zu bestreiten.
Andreas Kowatsch, Professor für Kirchenrecht und Religionsrecht an der Universität Wien, äußerte sich gegenüber dem KURIER: "Man kann aus jetziger Sicht sagen, dass selbst der Papst von sich nicht glaubt, die Möglichkeit zu haben, es anders zu entscheiden. Obwohl er ja in vielen Fragen sehr offen und liberal agiert hat."
Kowatsch ortet auch einen anderen Grund hinter der Vertagung: Nämlich die Gefahr einer Ablehnung bei einer Abstimmung darüber. "Denn die Frage ist noch nicht so eindeutig, wie man sie sich vielleicht aus österreichischer bzw. westlicher Perspektive vorstellt zu sein. Mit einem negativen Abstimmungsergebnis hätte man sich in dieser Frage einzementiert und dann wäre die Sache endgültig vom Tisch."
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