Ehemaliger US-Vizepräsident Dick Cheney ist tot
Zusammenfassung
- Ex-US-Vizepräsident Dick Cheney ist im Alter von 84 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung und langjährigen Herzproblemen verstorben.
- Cheney war von 2001 bis 2009 Vizepräsident unter George W. Bush und prägte maßgeblich die US-Sicherheits- und Außenpolitik nach den Anschlägen vom 11. September 2001.
- Trotz gesundheitlicher Probleme blieb Cheney bis ins hohe Alter politisch aktiv und wurde von seiner Tochter Liz Cheney als Verteidiger der amerikanischen Freiheit gewürdigt.
Der frühere US-Vizepräsident Dick Cheney ist im Alter von 84 Jahren verstorben. Wie seine Familie mitteilte, starb Cheney im Kreis seiner Angehörigen an den Folgen einer Lungenentzündung sowie langjährigen Herz- und Gefäßerkrankungen. Er hinterlässt seine Frau Lynne, die Töchter Liz und Mary Cheney, sowie sieben Enkelkinder. "Dick Cheney war ein großartiger und guter Mann, der seine Kinder und Enkel lehrte, unser Land zu lieben und ein Leben des Mutes, der Ehre, der Liebe, der Freundlichkeit und des Fliegenfischens zu leben", hieß es in der Erklärung.
Cheney überlebte fünf Herzinfarkte, erhielt 2012 ein Spenderherz und sprach später von einem „Geschenk des Lebens“. Trotz gesundheitlicher Rückschläge blieb er bis ins hohe Alter aktiv – politisch wie publizistisch.
Cheney war von 2001 bis 2009 Vizepräsident unter George W. Bush und prägte die US-Außenpolitik nach den Anschlägen vom 11. September 2001 maßgeblich. Als treibende Kraft hinter dem "Krieg gegen den Terror" und dem Einmarsch in den Irak wurde er weltweit bekannt – und vielfach kritisiert. Seine Warnungen vor angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak erwiesen sich später als unbegründet, was seinem politischen Vermächtnis erheblich schadete.
Trunkenheit am Steuer
Geboren am 30. Januar 1941 in Lincoln, Nebraska, wuchs Cheney in Wyoming auf. Nach einem schwierigen Start an der Yale University und zwei Festnahmen wegen Trunkenheit am Steuer, fand er durch seine spätere Frau Lynne Vincent neuen Halt. Er studierte Politikwissenschaft und begann seine politische Laufbahn als Berater unter Präsident Richard Nixon.
Cheney war später Verteidigungsminister unter George H. W. Bush, wo er unter anderem die US-Invasion in Panama und den Golfkrieg 1991 koordinierte. Nach einem Intermezzo als CEO von Halliburton, kehrte er in die Politik zurück und wurde selbst Vizepräsidentschaftskandidat – ursprünglich als Leiter der Auswahlkommission.
Während der Bush-Jahre war Cheney zentraler Strippenzieher im Hintergrund. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 übernahm er die Krisenleitung aus einem Bunker unter dem Weißen Haus und autorisierte sogar den Abschuss entführter Flugzeuge. Seine Rolle beim Aufbau der Anti-Terror-Strategie, der Invasion Afghanistans und des Irak sowie der Legitimierung von Foltermethoden bleibt bis heute umstritten. Trotz massiver Kritik verteidigte Cheney seine Entscheidungen bis zuletzt: "Ich würde es wieder tun", sagte er 2014 über die umstrittenen Verhörmethoden.
Bruch mit der eigenen Partei
In seinen letzten Jahren distanzierte sich Cheney zunehmend von der Republikanischen Partei, insbesondere von Donald Trump, den er als "Feigling" bezeichnete. Nach dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 bezeichnete Cheney Trump als "die größte Bedrohung für die Republik“ und unterstützte öffentlich seine Tochter Liz Cheney, die sich gegen Trump stellte und dafür ihre politische Karriere opferte. In einem vielbeachteten Wahlkampfspot 2022 sagte Cheney: "Ein echter Mann würde seine Anhänger nicht belügen. Er hat die Wahl verloren – und zwar deutlich."
2024 stimmte Cheney sogar für die Demokratin Kamala Harris – ein symbolischer Bruch mit seiner politischen Vergangenheit.
Cheney verteidigte bis zuletzt seine Rolle in der US-Sicherheitspolitik. Methoden wie Waterboarding und die Inhaftierung von Terrorverdächtigen ohne Prozess in Guantanamo Bay hielt er für gerechtfertigt. Kritik an diesen Praktiken wies er stets zurück. Mit Cheney verliert die USA eine Figur, die wie kaum eine andere die Ära nach 9/11 geprägt hat – mit weitreichenden Folgen für die Weltpolitik und das Vertrauen in politische Führung.
Kommentare