USA: Gibt es das Land noch, das Biden regieren will?

Supporters celebrate during U.S. President-elect Joe Biden's victory speech in Wilmington
Joe Bidens zentrale Botschaft: Aus einem gespaltenen Land will er wieder die „Vereinigten Staaten von Amerika“ machen. Dafür braucht er viel Kraft.

Aus einem gespaltenen Land will er wieder die „Vereinigten Staaten von Amerika“ machen. Das ist die zentrale Botschaft von Joe Bidens erster Rede als gewählter Präsident. Es ist ein Wunsch, wie ihn schon Barack Obama nach acht von Krieg und Terror geprägten Jahren unter George W. Bush äußerte. Er blieb weitgehend unerfüllt. Im Kongress waren Republikaner damit beschäftigt, Gesetze, wie etwa jene zur Gesundheitsreform, möglichst lange zu blockieren. Das Weiße Haus konterte mit Vetos und präsidialen Erlässen. Nachfolger Trump, der Feindbilder und Gegner ohnehin für sein politisches Profil brauchte, reizte diese einmal etablierten Spielregeln bis an die Grenzen aus.

Wenn Biden ins Weiße Haus einzieht, bringt er die bitteren Erfahrungen aus den Obama-Jahren mit. Das moralische Rüstzeug des tiefgläubigen 77-Jährigen aber stammt aus einer viel länger zurückliegenden Zeit. Biden ist in einem Land politisch groß geworden, das Krisen wie den Kampf um Bürgerrechte der Schwarzen oder den Vietnamkrieg zu überwinden hatte – und sie überwand. Möglich war das nur durch die wichtigste politische Tradition der USA: das Arbeiten über Parteigrenzen hinweg. Die will der beharrliche Vermittler Joe Biden wieder aufleben lassen. Er wird viele längst eingestürzte Brücken wieder aufbauen müssen. Ob er dafür nach dieser Wahl stark genug ist?

Kommentare