UNO-Hochkommissar zu Gaza-Krieg: "Auf beiden Seiten schwere Verstöße begangen“
Der österreichische UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, bezeichnet die humanitäre Situation in Gaza im ZiB2-Interview als "äußerst prekär". Vor allem im Norden des Gazastreifens sei es fast unmöglich, noch an Hilfe zu gelangen. Die Bevölkerung leide unter den extremen Bedingungen.
Die UNO versuche seit Monaten den Zugang humanitärer Hilfe zum Gazastreifen und innerhalb die Verteilung zu ermöglichen. Er hält an der Kritik fest, dass Israel die Hilfe nicht im notwendigen Umfang zulasse. Schon vor dem 7. Oktober, dem Tag des Hamas-Massakers in Israel, sei Unterernährung im Gazastreifen ein großes Problem gewesen. Seitdem habe sich die Situation dramatisch verschlechtert.
Kritik an Rafah-Plänen
Dass Israel trotz internationaler Proteste kürzlich einen Angriff auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens angekündigt hat, verurteilt Türk: "Wenn eine solche Militäraktion in Rafah durchgeführt wird, ist das eine Katastrophe".
Denn es werde immer schwieriger, die Zivilbevölkerung vor Angriffen zu schützen. Der Gazastreifen ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete der Welt. Ein Großteil davon ist zerstört. "Ich weiß nicht, wo 1,4 Millionen Menschen noch Schutz finden können."
Das Wichtigste, betont Türk, sei humanitäre Hilfe - und ein Waffenstillstand. "Ich kann nur hoffen, dass die Vernunft durchbricht und es zu einem Waffenstillstand kommt.“
Den Vorwurf, er leugne das Leid der Israelis, lässt er nicht gelten. Die Angriffe auf Israel seien schärfstens zu verurteilen, die Geiseln der Hamas müssten ohne Bedingungen freigelassen werden. "Es ist klar, dass Israel die eigene Bevölkerung schützen muss", sagt Türk. Doch das internationale humanitäre Völkerrecht müsse beachtet werden. Das geschehe auf beiden Seiten nicht: "Auf beiden Seiten werden schwere Verstöße begangen.“
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