Der 31-jährige IT-Spezialist aus der westukrainischen Stadt Iwano-Frankiwsk war das, was manche wenig achtsam als „Kanonenfutter“ bezeichnen. Er diente als Soldat im „Fleischwolf“ (noch so ein Wort des Krieges in der Ukraine) nahe Mariupol.
Ivan Durskyi hatte sich gleich zu Kriegsbeginn freiwillig gemeldet. Ohne großartige Ausbildung stand er schon wenige Tage später in der Schusslinie der russischen Artillerie. Heute erzählt er das mit einem Lächeln, dass er so wie viele andere sehr unbedarft an der Front ankam.
Doch der Krieg ließ ihm gar nicht viel Zeit zum Nachdenken. Auch seine Familie wurde ins kalte Wasser gestoßen: „Öfters haben meine Frau und mein Sohn zwei Tage lang nichts von mir gehört, weil es in unserem Einsatzgebiet kein WIFI gab.“ Das, was er ihnen erzählt hat, war nicht immer ganz die Wahrheit: „Es ist wie Campingurlaub mit Lagerfeuer-Romantik am Abend.“
Von vielen großartigen Menschen in seiner Kompanie hat er seiner Frau erzählt – und ihr zumindest am Telefon die ganze Wahrheit erspart: „Unsere Aufgabe war es, einige Dörfer von den Russen zurückzuerobern.“ Der Preis dafür war hoch: „Viele Kameraden sind jetzt tot. Ein 25-Jähriger deshalb, weil er sich in eine Granate warf, um einem anderen dessen Leben zu retten.“
Ein Kriegsveteran
Er selbst hat bei einem russischen Angriff Splitter einer Granate abbekommen, wurde am Auge verletzt, ist seither ein Kriegsveteran. Man hat ihn aus der Armee entlassen. Er arbeitet jetzt wieder in Iwano-Frankiwsk - in seiner alten Firma.
Ob er noch einmal als Soldat an die Front möchte, wird er gefragt. Er will sich das offen lassen. Sagt er. Mal sehen, wie sein verletztes Auge verheilt, ob es dann überhaupt noch Krieg gibt, ob er gebraucht wird. "Für mein Heimatland bin ich jedenfalls bereit, weitere Opfer zu bringen."
Ivan Durskyi möchte am Ende den Menschen im Westen etwas mitteilen: „Ich bin selbst ein Fan der EU, hoffe, dass die Ukraine bald Teil dieser Wertegemeinschaft wird. Aber ihr seid zu höflich. Ich habe selbst gesehen, wie russische Soldaten Menschen und auch Tiere abschlachten, einfach deshalb, weil sie es können.“
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