Ukrainer im Krieg: "Jede Stunde laufen wir runter in den Keller"

A view shows an apartment building damaged by recent shelling in Kyiv
Fünf dramatische O-Töne von Menschen, die eine Hoffnung teilen: Dass sie und ihr Land den Krieg überleben.
Von Uwe Mauch

Sie sind langjährige Freunde, Kolleginnen und Kollegen der ukrainisch-stämmigen Schriftstellerin, Übersetzerin und Lehrerin Svetlana Lavochkina, die dem KURIER ein ausführliches, berührendes, bristantes Interview gegeben hat.

Über die sozialen Medien sind sie mit Lavochkina fast rund um die Uhr im Austausch. Sie wurden in der Nacht auf Donnerstag ebenso früh geweckt. Jetzt leben sie in der Ukraine - mitten im Krieg. Wir haben hier fünf kurze Statements ausgewählt:

Iryna Gluschko, Mathematiklehrerin aus Saporozschje: "Es ist Zeit schlafen zu gehen, aber ich habe Angst von Sirenen geweckt zu werden. Ich spüre kein Nicht-Wahrhaben-Wollen, kein Verhandeln, keine Akzeptanz - nur Zorn. Und große Hoffnung, dass wir zusammen sind."

Lydia Tschorna aus Kiew, Psychologin: "Jede Stunde laufen wir runter in den Keller. Im Herzen herrscht nicht Angst, sondern Verachtung. Wie kann das im 21. Jahrhundert geschehen? Im Keller kleine Kinder und die Alten. Große Sorge wegen dem besetzten Tschernobyl. Wir jammern aber nicht, wir versuchen über diesen Absurd rational nachzudenken."

Elena Djomina, Hotelmanagerin aus Saporozschje: "Wir haben keine Angst zu sterben. Wir haben Angst, einzuschlafen und in einem falschen Land aufzuwachen. Die Angst, Russland zu werden. Es bleibt uns nichts Anderes übrig, als unserer kleinen Armee zu vertrauen, denn wir wurden von der ganzen Welt verlassen. Nach außen zeigen wir Mut, aber hinter geschlossenen Türen, wenn keiner sieht, weinen wir."

Iryna Voloschina, Familienmedizinerin aus Saporozschje: "Helft uns. Nicht wirtschaftlich. Kämpft an unserer Seite!"

Karina Soboleva, Medizinerin, arbeitet zur Zeit in Kalifornien: "Meine Freunde bitten mich: wenn es ganz schlimm kommen sollte, kümmere dich um meine Kinder ..."

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