Zweiter "Lauschangriff": Erdogan unter Druck

"Zehn Millionen Dollar sind nicht genug": Der türkische Premier soll seinen Sohn bei einem Pipeline-Deal beraten haben.

Im ersten Gespräch ging es angeblich darum, dass Bilal Erdogan Geld außer Haus schaffen solle – jetzt ist ein weiterer Mitschnitt aufgetaucht, in dem der türkische Ministerpräsident Erdogan seinen Sohn in Wirtschaftsfragen beraten soll: In dem neuesten Video – es wurde wieder anonym auf Youtube verlöffentlicht - sprechen zwei Männer auf Türkisch miteinander; der älteren fordert den jüngeren auf, eine Zahlung über zehn Millionen Dollar abzulehnen.

"Nimm es nicht. Er soll liefern, was auch immer er uns versprochen hat. Wenn er das nicht zahlt, brauchen wir es nicht", ist dort zu hören. "Die anderen zahlen. Warum tut er es nicht? Was denken die, was das für ein Geschäft ist?" Am Ende des Geprächsmitschnitts beruhigt der Ältere den Jüngeren: "Aber keine Sorge, am Ende fällt es uns in den Schoß."

Türkische Medien vermuten hinter dem Gespräch einen Deal Bilal Erdogans mit Sitki Ayan, einem Geschäftsmann aus der Ölbranche. Die Regierung hat ihm die Genehmigung für neue Leitungen zwischen der Türkei und dem Iran erteilt; die Summe – suggeriert das Gespräch – dafür sei zu niedrig.

Erdogan in Not

Ein lächelnder Mann im Anzug vor einem hellen Hintergrund.
Tenzile Erdogan (2nd R) and Bilal Erdogan (R), mother and son of Turkey's Prime Minister Tayyip Erdogan, react after casting their votes a polling station in Istanbul September 12, 2010. Turks voted on Sunday on whether to amend the constitution in a referendum seen as a tussle between a government led by conservative Muslims and secular opponents for influence over the EU candidate country's future. REUTERS/Murad Sezer (TURKEY - Tags: POLITICS)
Erdogan gerät dadurch zunehmend in Erklärungsnot. Denn bereits am Montag war ein ähnlicher Mitschnitt im Internet veröffentlicht worden, der ebenfalls ein Gespräch von Erdogan mit seinem Sohn Bilal beinhalten soll - darin ist die Rede davon, wie Millionensummen vor Korruptionsermittlern in Sicherheit gebracht werden könnten.

Erdogan hatte das Dokument als „schamlose Montage“ und einen heimtückischen Angriff auf das Amt des Ministerpräsidenten bezeichnet – das zweite Video werde, so die Agentur Reuters, derzeit geprüft. Die Regierung werde zunächst keine Stellung nehmen.

Der Druck auf den Regierungschef wird dadurch aber nicht kleiner. Auch sein Sohn Bilal steht im Kreuzfeuer der Kritik – er wurde bereits Anfang Februar in Istanbul von der Staatsanwaltschaft befragt; er soll als Chef einer Stiftung, die Studentenwohnheime baut, Vorteile bei Grundstücksvergaben bekommen haben. Im Zuge der Ermittlungen sei er monatelang abgehört worden – in den Augen der Erdogans natürlich illegalerweise.

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