Lauschangriff auf Erdogan: "Sohn, bring alles Geld weg"

"Bring alles Geld weg" soll Erdogan zu seinem Sohn gesagt haben.
Tonband-Mitschnitt bringt türkischen Premier unter Druck. Erdogan: "dreckiges Komplott".

Bring alles Geld weg, das in deinem Haus ist", sagt die ältere Männerstimme in dem aufgezeichneten Telefonat. Die jüngere antwortet: "Dein Geld ist im Tresor." Einige Stunden später wieder der Jüngere: 30 Millionen Euro hätten noch nicht aufgelöst werden können, "soll etwas Geld bei dir verbleiben?" In einer weiteren Telefon-Konversation warnt die ältere Stimme: "Sohn, du wirst abgehört."

Diese Dialoge wurden auf YouTube hochgeladen und sind mit mehr als zwei Millionen Klicks der Renner in der Türkei. Kein Wunder, sollten sie authentisch sein, wären sie eine politische Bombe. Denn die ältere Stimme soll Premier Tayyip Erdogan gehören, die jüngere seinem Sohn Bilal. Aufgezeichnet wurden die Telefonate angeblich am 17. Dezember des Vorjahres, jenem Tag, an dem die Polizei in Großrazzien zahlreiche Verdächtige einer Korruptionsaffäre festgenommen hat, darunter auch die Söhne von drei Ministern, insgesamt mussten im Zuge des Skandals vier Ressortchefs zurücktreten.

Der türkische Premier sprach von Fälschung und einem "dreckigen Komplott". Dubiose Kräfte "jenseits des (Atlantischen) Ozeans" würden versuchen, die Regierung zu stürzen.http://www.youtube.com/watch?v=Cvf4aeRLu0E

Diese Argumentation ist nicht neu, Erdogan wandte sie auch schon während der Proteste gegen ein Bauvorhaben im Istanbuler Gezi-Park im Sommer des Vorjahres an. Der unausgesprochene Adressat der Vorwürfe: Der in den USA wirkende Prediger Fetullah Gülen, der sich von einem Verbündeten Erdogans zu dessen größtem Rivalen gewandelt hat. Gülens Bewegung hat Millionen Anhänger in der Türkei, die teils in Schlüsselpositionen der Verwaltung sitzen. Mit der Zwangsversetzung von Tausenden "verdächtigen" Beamten versuchte Erdogan, dieses Netzwerk zu zerschlagen.

7000 Telefone abgehört

Faktum scheint laut Medienberichten jedenfalls zu sein, dass in den vergangenen drei Jahren die Telefone von vermutlich 7000 Persönlichkeiten in der Türkei, von Erdogan abwärts, angezapft waren.

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