Lehrer werfen Erdogan Islamisierung der Bildung vor

Lehrer werfen Erdogan Islamisierung der Bildung vor
Die Regierung plane, den Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften zu kürzen und durch Islamunterricht zu ersetzen, erklärten die Gewerkschaften.

Nach der Ankündigung neuer Lehrpläne für Schulen durch den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan haben Lehrergewerkschaften des Landes eine Islamisierung der Bildung angeprangert und zu Protesten aufgerufen.

"Wir lehnen dieses reaktionäre Programm ab. Wir rufen alle auf, gemeinsam für die Rechte und die Zukunft der Kinder zu kämpfen", schrieb Simge Yardim, Vorstandsmitglied der oppositionsnahen Gewerkschaft Egitim-Sen, am Freitag im Onlinedienst X.

LGBTQ-Aktivisten als "pervers" bezeichnet 

Erdogan hatte zuvor ein neues Bildungsprogramm zur Förderung der Familie und der Moral vorgestellt. "Das ultimative Ziel dieser Bemühungen ist es, unsere Kinder zu moralischen, mutigen, willensstarken, produktiven, mitfühlenden, patriotischen, mit kritischem Sinn gesegneten, kompetenten und tugendhaften Menschen mit Integrität im Geist, Herz und Körper zu erziehen", erklärte Erdogan.

Erdogan, der in der Vergangenheit schon häufiger LGBTQ-Aktivisten als "pervers" bezeichnet hatte, prangerte zudem die "globale Geisel der Auslöschung der Geschlechter" an und schlug vor, "auf Wunsch der Familien" neue Kurse über "Höflichkeit, Manieren und die Rolle der Familie innerhalb der türkischen Gesellschaft" anzubieten. Zudem werde es optionalen Unterricht "über den heiligen Koran, das Leben des Propheten" und andere islamische Themen geben, erklärte der islamisch-nationalistische Präsident.

Den Lehrergewerkschaften zufolge steht das neue Programm "im Widerspruch zum Säkularismus, zur Wissenschaft und zum demokratischem Lehren". Die Regierung plane, den Unterricht in Mathematik und Naturwissenschaften zu kürzen und durch Islamunterricht zu ersetzen, erklärten die Gewerkschaften. Angesichts mangelnder Alternativen werde der angeblich fakultative Religionsunterricht dann häufig zur Pflicht, kritisierten sie.

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