Tschechien will Atomkraft massiv ausbauen

Atomkraft bleibt Streitthema
Atomreaktor 35 Kilometer von österreichischer Grenze entfernt, Erhöhung von 30 auf 60 Prozent geplant.

Der künftige tschechische Industrie- und Handelsminister Karel Havlicek will nach eigenen Worten eine Energiepolitik betreiben, die sich eindeutig auf Atomkraft fokussiert und diese massiv ausbauen. „Atom ist der klare Weg, der dominieren wird. Es hat keinen Sinn, sich einzureden, dass wir es anders schaffen werden“, meinte Havlicek gegenüber der tschechischen Tageszeitung „Pravo“.

Derzeit gebe es „nicht viele andere Möglichkeiten“, um den Strombedarf zu decken, so Havlicek. Künftig wolle er den Anteil von Atomenergie in Tschechien von rund 30 auf 60 Prozent anheben - der Schritt sei „unausweichlich“, sagte der designierte Minister.

Der 49-jährige studierte Baufachmann und Ökonom Havlicek, der als naher Mitarbeiter von Ministerpräsident Andrej Babis gilt, wird am 30. April zum Industrie- und Handelsminister ernannt. Er ersetzt die bisherige Ressortchefin Marta Novakova. Novakova wurde in den vergangenen Wochen heftig kritisiert, nachdem sie den Vertreter Taiwans auf Wunsch des chinesischen Botschafters von einem Treffen mit ausländischen Investoren im Ministerium ausschließen ließ.

In den österreichisch-tschechischen Beziehungen ist Atomkraft immer wieder ein Streitthema. Zwar wurde der Ausbau des umstrittenen südböhmischen AKW Temelin unlängst gestoppt. Geplant ist allerdings weiterhin der Ausbau des südmährischen AKW Dukovany. Dieses Kraftwerk liegt rund 100 Kilometer nördlich von Wien, und nur 35 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt.

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