Auf wen die Wahl bei dieser ur-amerikanischen Vorsichtsmaßnahme am heutigen Montag fällt, die in einer gleichnamigen TV-Serie mit Kiefer Sutherland in der Hauptrolle fiktional verarbeitet wurde, ist bisher nicht bekannt.
Rätsel um 2021
Normalerweise, so wusste John Hudak von der renommierten Denkfabrik Brooking schon vor Jahren, wird der „survivor” von der scheidenden Regierung bestimmt und erst ganz kurz vor dem Termin bekanntgegeben.
Allein, Trump hielt sich 2021 nicht daran, als er nur widerwillig den Weg für den Demokraten Joe Biden freimachte, der die Wahl 2020 klar gewonnen hatte. Bis heute ist es nach Angaben von Insidern nicht zweifelsfrei klar, ob die Trump-Administration damals überhaupt eine Person benannt hat. Trump selber blieb aus Missachtung für den Wahlsieg Bidens, den er bis heute nicht offiziell anerkannt hat, der Amtseinführung komplett fern.
Das Instrument des „designated survivor” wird in den USA nach Angaben des Nationalen Sicherheitsrates ausschließlich bei Amtseinführungen neuer Präsidenten und der jährlich stattfindenden „Rede zur Lage der Nation” (state of the union) eingesetzt. Laut Präsidialnachfolgegesetz von 1947 ist festgelegt, wer im Falle des Ablebens des Präsidenten nachrückt: der Vizepräsident, der Sprecher des Repräsentantenhauses, der Präsident pro tempore des Senats, der Außenminister, der Finanzminister, der Verteidigungsminister und der Generalstaatsanwalt.
Ursprung unklar
Bei der Ansprache des Präsidenten vor beiden Kammern des Kongresses (Repräsentantenhaus und Senat) sind in der Regel alle 535 Parlamentarier, das gesamte Kabinett, die neun Richterinnen und Richter des Obersten Gerichtshofes und etliche Top-Militärs anwesend. Ein katastrophaler Anschlag auf die Herzkammer der US-Demokratie würde somit das komplette Führungspersonal der USA gefährden. Darum wird ein „nicht anwesendes Kabinettsmitglied“ bestimmt, so etwas wie Wache außerhalb der potenziellen Gefahrenzone zu halten.
Es ist nicht ganz klar, wann genau diese Tradition ihren Anfang nahm. Es wird angenommen, dass die Präventionsmaßnahme während des Kalten Krieges entstanden ist, als die Angst vor einem Atomkrieg zwischen den USA und der damaligen Sowjetunion groß war.
"Gewaltige Verantwortung"
Der erste öffentlich bekannt gegebene designierte Überlebende war 1981 Terrel Bell, der damalige Bildungsminister der Regierung von Ronald Reagan. Nach Angaben des „Congressional Research Office” war der designierte Überlebende am häufigsten ein Minister aus dem Innen-, Landwirtschafts- oder Handelsministerium.
Was die betreffenden Personen erlebt haben, unterliegt weitgehend der Geheimhaltung. Dan Glickman, der in der Regierung des demokratische Präsidenten Bill Clinton als Landwirtschaftsminister tätig war, offenbarte gegenüber US-Medien, dass er „an einen Ort außerhalb von Washington gebracht wurde, „wo ich von wichtigen Militärangehörigen und Mitarbeitern des Secret Service begleitet wurde, darunter ein Militäroffizier, der etwas bei sich trug, von dem ich annahm, dass es der Nuklear-Fußball sei – eine schwarze, lederbezogene Aluminium-Aktentasche, die zur Authentifizierung der Person verwendet werden sollte, die einen Atomschlag anordnet.”
Glickmann verspürte eine „gewaltige Verantwortung auf den Schultern eines einzigen Mannes, auch wenn es äußerst unwahrscheinlich sei, dass er sie jemals würde einsetzen müssen”, schrieb Glickman. „Manchmal frage ich mich, ob ich den Mut gehabt hätte, den Befehl zu erteilen.“
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