Syrien: Attentat auf Kandidaten wenige Tage vor Parlamentswahl

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Am Sonntag finden in Syrien Parlamentswahlen statt. Im Vorfeld wurde einer der Kandidaten erschossen. Haidar Shahin gehörte der Minderheit der Alawiten an.

Zusammenfassung

  • Kandidat Haidar Shahin, Angehöriger der Alawiten, wurde wenige Tage vor der Parlamentswahl in Syrien in seinem Haus in Tartus erschossen.
  • Die Behörden bestätigten die Tat, leiteten Ermittlungen ein und befragten Shahins Familie unmittelbar nach dem Vorfall.
  • Die Parlamentswahl am Sonntag ist die erste seit Assads Sturz, steht aber wegen des Wahlsystems und Drohungen gegen Kandidaten in der Kritik.

In Syrien ist ein Kandidat für die Parlamentswahl wenige Tage vor dem geplanten Urnengang getötet worden. 

Haidar Shahin sei in seinem Zuhause in der Küstenprovinz Tartus erschossen worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Ein maskierter Mann habe am Dienstagabend Shahins Haus betreten und das Feuer eröffnet. Shahin gehörte der religiösen Minderheit der Alawiten an.

Ein Sprecher des Innenministeriums bestätigte die Tat. Einer der Kandidaten für die am Sonntag geplante Wahl sei getötet worden, sagte der Sprecher, ohne weitere Details zu nennen. Die Behörden hätten die Ermittlungen aufgenommen. Sicherheitskräfte hätten kurz nach der Tat seine Frau und Kinder befragt, hieß es aus informierten Kreisen in Damaskus.

Ein Ortsvertreter aus der Provinz sprach von einem "feigen Verbrechen gegen eine angesehene Akademiker-Persönlichkeit". Die Täter wollten die Syrer davon abhalten, ihr Recht auszuüben, für das Parlament zu kandidieren.

Wahl am Sonntag

Die Parlamentswahl am Sonntag ist die erste Wahl im Land seit dem Sturz von Machthaber Bashar al-Assad Ende vergangenen Jahres. Während dessen Herrschaft wurden Urnengänge meist als Scheinwahlen kritisiert. Auch jetzt gibt es Kontroversen, weil die Syrer die Abgeordneten nicht direkt wählen, sondern in einem mehrstufigen Verfahren. Dieses soll persönliche Interessen begünstigen und Freunderlwirtschaft fördern.

Die Provinzen Tartus und Latakia am Mittelmeer werden vor allem von Alawiten bewohnt. Der religiösen Minderheit gehört auch Assad an. Im März kam es in der Region zu schwerer Gewalt mit Hunderten Toten, darunter vor allem Alawiten. Aus lokalen Quellen in beiden Provinzen hieß es, dass dortige Einwohner auf eine Kandidatur verzichtet hätten, weil sie angeblich Drohungen erhielten.

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