Doch wie läuft eine solche Evakuierungsmission ab? „Die Ausreisewilligen werden von der Botschaft verständigt, finden sich an einem Sammelpunkt ein – in diesem Fall waren es die Botschaft und die Residenz des Handelsdelegierten. Anschließend ging es zum Flughafen, von wo aus wir die Menschen mit der C-130 ‚Hercules‘ nach Malta ausflogen“, sagt Weissenbacher. Doch inzwischen eskalierte die Situation massiv: „Wir hatten bei weitem noch nicht alle herausgeflogen, erst zwei Flüge unternommen, da war der Flughafen bereits unbenutzbar. Wir mussten die restlichen Personen am Landweg nach Tunesien außer Landes bringen.“
Jederzeit bereit
„Jagkommandosoldaten warten ihr ganzes Leben auf Aufträge wie diesen“, sagt der Psychologe des Eliteverbandes. „Jeder muss seine Basis beherrschen, über einen entsprechenden Impfstatus für alle Gebiete weltweit verfügen, gültige Dokumente besitzen. Jeder verschafft sich ein Lagebild – wie auch jetzt, in der Sudan-Krise. Wenn es notwendig sein sollte, wären die Soldaten jederzeit bereit.“
Wichtig ist, dass die Anzahl der Soldaten bei derartigen Einsätzen schon aus Platzgründen so gering wie möglich gehalten wird. Das bedeutet, dass jeder Soldat über eine breite Palette an Fähigkeiten verfügen muss: „Er muss etwa in der Lage sein, rasch medizinische Hilfe leisten zu können, in puncto Minenerkennung oder auch Minenentschärfung auf dem neuesten Stand sein, eine Funkverbindung unter schwierigen Umständen herzustellen“, sagt Weissenbacher, der die Evakuierung am Landweg geleitet hatte.
„Wir waren etwa 20 Fahrzeuge, mussten an unzähligen Checkpoints vorbei. Militär, Rebellen – das ist keine große Herausforderung. Aber dann gab es auch Checkpoints von Bürgermilizen, die Wegzoll verlangten. Hier mussten wir oft deeskalierend vorgehen“, sagt Weissenbacher.
Herausforderung Kommunikation
Brenzlig war es etwa, als sie eine Stadt, die gerade massiv beschossen wurde, umfahren mussten. „Es ist eine Herausforderung, den Konvoi in dieser Lage zusammenzuhalten, vor allem, wenn es Schwierigkeiten mit den Satellitentelefonen und somit mit der Kommunikation gibt. Zudem ist immer ein Vorauskommando notwendig, das die geplante Route aufklärt. Hier haben wir uns mit zuvor vereinbarten Treffpunkten zu vereinbarten Zeiten anhand der Karte beholfen.“
Auch die Überquerung der Grenze wurde zum Geduldspiel: „Tausende wollten außer Landes – wir hatten eine Wartezeit von sieben bis acht Stunden“, sagt Weissenbacher. Allerdings hätten die tunesischen Grenzbeamten bald zuvorkommender reagiert, als sie merkten, dass sie Österreicher vor sich hatten.
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