Suche nach Paris-Attentätern: Neue Razzia in Brüssel

Polizeieinsatz im Problemviertel Molenbeek
Ein Verdächtiger wurde in Gewahrsam genommen. Das Silvesterfeuerwerk wurde aus Angst vor Anschlägen abgesagt.

Die belgische Polizei hat im Zusammenhang mit den Paris-Anschlägen am Mittwoch erneut eine Wohnung im Brüsseler Problemviertel Molenbeek durchsucht und einen Menschen zur Vernehmung in Gewahrsam genommen. Ein Richter werde vermutlich am Donnerstagmorgen entscheiden, ob dieser wieder freigelassen oder verhaftet werde, verlautete aus Justizkreisen.

Spuren von Abdeslam gefunden

Belgischen Medien zufolge fand die Razzia in einer Straße statt, in der Spezialkräfte schon drei Tage nach den Attentaten eine Wohnung durchsucht hatten. In der am 16. November durchsuchten Wohnung seien "Spuren" des Schlüsselverdächtigen Salah Abdeslam gefunden worden, berichtete der öffentlich-rechtliche Sender RTBF.

Suche nach Paris-Attentätern: Neue Razzia in Brüssel
Salah Abdeslam wurde in Belgien geboren.
Abdeslam hatte am Abend des 13. November mehrere Attentäter in Paris abgesetzt und selbst einen Sprengstoffgürtel getragen, ließ sich aber in der Nacht in Paris von Freunden abholen und nach Brüssel bringen. Trotz internationalen Haftbefehls und Fahndungsfotos ist er noch nicht gefasst.

Mehrere der Attentäter, darunter ein Bruder Abdeslams, lebten in Molenbeek. Im Zusammenhang mit der Anschlagsserie in der französischen Hauptstadt sind in Belgien derzeit neun Menschen in Haft.

Silvesterfeuerwerk abgesagt

Aus Angst vor Anschlägen sind das Silvesterfeuerwerk und andere öffentliche Feierlichkeiten zum Jahreswechsel in Brüssel abgesagt worden. Das sagte Bürgermeister Yvan Mayeur am Mittwochabend im öffentlich-rechtlichen Fernsehsender RTBF.

Nach Razzien am Sonntag und Montag waren zwei Verdächtige festgenommen worden, die Anschläge zu Silvester geplant haben sollen, die Bedrohung wurde als "ernsthaft" eingestuft.

Allein zum Feuerwerk auf dem Platz De Brouckere in der Innenstadt waren mindestens 50.000 Menschen erwartet worden. Doch solche Massenansammlungen seien nicht zu kontrollieren, sagte Mayeur. Gemeinsam mit Innenminister Jan Jambon habe er deswegen die Entscheidung getroffen, "die Feiern am Donnerstagabend nicht zu organisieren".

Problemviertel

Die Absage ist ein weiterer Tiefschlag für die belgische Hauptstadt, in der die EU-Institutionen und die Nato ihren Sitz haben. Aus dem Brüsseler Problemviertel Molenbeek waren auch mehrere der Attentäter von Paris gekommen. Erst am Mittwoch hatte die Polizei im Zusammenhang mit den Paris-Anschlägen in Molenbeek eine Wohnung durchsucht und einen Menschen zur Vernehmung in Gewahrsam genommen.

Suche nach Paris-Attentätern: Neue Razzia in Brüssel
Police officers conduct new searches linked to Paris terrorist attacks in Molenbeek, Brussels, on December 30, 2015. The Belgian authorities are still looking for suspects linked to the November 13 attacks on a Paris concert hall, restaurants, bars and the national stadium which left 130 people dead and hundreds more injured. / AFP / BELGA AND Belga / THIERRY ROGE / Belgium OUT
Angesichts der gewachsenen Terrorgefahr wollen Metropolen in zahlreichen Ländern mit einem Großaufgebot der Polizei und strikten Zugangskontrollen für Sicherheit bei Neujahrsfeiern sorgen. Zugleich wurde am Mittwoch aber in mehreren europäischen Großstädten betont, dass es keine konkreten Hinweise auf islamistische Anschläge gebe.

In Frankreich sind die schon seit den Terrorattacken vom Jänner mit höchster Alarmstufe geltenden Vorkehrungen noch verstärkt worden. Auch in Berlin findet die größte Open-Air-Silvesterparty Deutschlands unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen statt. In Wien sind zusätzlich 250 Polizisten aus den Bundesländern im Einsatz.

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