Nach Straflager-Urteil: Wahlbeobachter in Russland geben auf
Der international bekannte Wahlrechtsexperte Grigori Melkonjanz wurde im Mai zu fünf Jahren Straflager verurteilt.
Zusammenfassung
- Die unabhängige Wahlbeobachterorganisation Golos hat wegen Drucks aus der Justiz ihre Arbeit eingestellt.
- Der Co-Vorsitzende Grigori Melkonjanz wurde zu fünf Jahren Straflager verurteilt, da er mit einer unerwünschten Organisation zusammengearbeitet haben soll.
- Das Gerichtsurteil stellt Golos praktisch mit der verbotenen Organisation ENEMO gleich, was die Arbeit unmöglich macht.
Die unabhängige russische Wahlbeobachterorganisation Golos hat nach Druck per Gerichtsurteil gegen ihren Co-Vorsitzenden die Arbeit eingestellt.
"Das ist das Ende einer Geschichte, die den Ermittlungen und dem Gericht zufolge 25 Jahre angehalten hat", erklärte die NGO am Dienstag. Der international bekannte Wahlrechtsexperte Grigori Melkonjanz wurde im Mai zu fünf Jahren Straflager verurteilt. Das Gericht befand ihn der Bildung einer unerwünschten Organisation für schuldig.
Vorgeworfen wurde Melkonjanz die Mitarbeit beim europäischen Wahlbeobachternetzwerk European Network of Election Monitoring Organizations (ENEMO). ENEMO steht auf der Verbotsliste in Russland. Die Bewegung zum Schutz der Wählerrechte "Golos" (Stimme) gilt als renommiertestes Institut für die Beobachtung von Wahlen in Russland und hat zahlreiche Verstöße aufgedeckt und dokumentiert.
Golos: Arbeit nun nicht mehr möglich
In dem der Verteidigung zugestellten Urteil stelle das Gericht Golos praktisch der Organisation ENEMO gleich, teilte Golos mit. Die Gerichtsentscheidung lasse daher keine Wahl, da sie nicht nur alle Mitglieder von Golos, sondern auch die Menschen, die nur Beratung und rechtliche Hilfe in Anspruch nahmen, der Gefahr von Strafverfolgung aussetze.
Golos habe den Sieg dieser oder jener Partei nie als seine Aufgabe betrachtet, hieß es weiter in der Mitteilung. "Denn Wahlbeobachtung ist keine politische Tätigkeit, sondern eine Art des Schutzes der verfassungsmäßigen Ordnung Russlands und ein vom Staat garantiertes Bürgerrecht." Im Zusammenhang mit dem Gerichtsurteil gegen den Co-Vorsitzenden Melkonjanz sei diese Arbeit nun nicht mehr möglich.
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