"Stop Brexit"-Rufer tritt bei Wahl in Großbritannien an

"Stop Brexit"-Rufer tritt bei Wahl in Großbritannien an
Steve Bray (50) ist als Zwischenrufer bei Interviews bekannt. Jetzt kandidiert er für die Liberaldemokraten in Wales.

Jeden Sitzungstag und bei jedem Wetter ertönte in den vergangenen zwei Jahren die sonore Stimme eines Mannes bis in die Gänge des britischen Parlaments: „Stop Brexit!“, rief Steve Bray von seinem Posten, den er direkt vor dem Parlamentsgebäude in London bezogen hat. Jetzt will “Mister Stop Brexit" ins britische Unterhaus: Steve Bray kandidiert für die pro-europäischen Liberaldemokraten bei der britischen Parlamentswahl am 12. Dezember.

Der Brexit-Gegner tritt im Wahlbezirk Cynon Valley in Wales an, in der Nähe seiner Heimatstadt Port Talbot. Bisher war der Bezirk allerdings eine Hochburg von Labour. Die Liberaldemokraten holten dort bei der vergangenen Parlamentswahl lediglich 585 Stimmen.

"Begeisterter Wahlkämpfer"

Dennoch handelt sich nach Angaben von Parteichefin Jo Swinson um eine ernst zu nehmende Kandidatur. "Er ist ein begeisterter Wahlkämpfer." Sie sei sich sicher, dass Bray seine Energie in die Kampagne in Wales einbringen werde.

"Stop Brexit"-Rufer tritt bei Wahl in Großbritannien an

Bray wurde landesweit bekannt, weil er seit mehr als zwei Jahren vor dem Parlament auf vorbeilaufende Abgeordnete oder Live-Übertragungen im Fernsehen lauert, um dann lauthals "Stop Brexit" zu brüllen.

Früherer Wechselwähler

Nach eigenen Angaben war er in der Vergangenheit ein Wechselwähler, entschied sich nun aber wegen der Position der Liberaldemokraten zum britischen EU-Austritt für die Partei.

Die Liberaldemokraten lehnen den Brexit ab und unterscheiden sich damit deutlich von Labour und den Konservativen. Labour spricht sich für ein zweites Brexit-Referendum aus, die Tories von Premierminister Boris Johnson drängen auf einen möglichst schnellen EU-Austritt.

Seit September 2017 hat er keine Parlamentssitzung verpasst - mittlerweile steht der 50-Jährige in dem Ruf, der hartnäckigste Demonstrant Großbritanniens zu sein.

Ganz im Stil eines überzeugten Europäers kommt der Waliser daher: Er trägt einen blauen Zylinder mit goldenem Band, einen Umhang, auf dem die britische und die EU-Flagge verschmelzen, und hat stets rote Fahnen und Plakate bei sich, mit denen er gegen den Brexit protestiert.

Bray nennt als seinen Beruf Münzhändler und bezeichnet sich als „selbstständig“. Er ist fest davon überzeugt, dass ein zweites Referendum zu einem anderen Ergebnis führen würde. „Man muss kein Genie sein, um zu sehen, dass wir mit dem Austritt aus der EU nur schlechter dran sind. Er hofft nach wie vor auf den "gesunden Menschenverstand".

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