Sechs Tote bei Anschlag in Istanbul, Frau soll Bombe gezündet haben

Rettungswagen auf der Einkaufsstraße Istiklal in Istanbul
Präsident Erdoğan und Vizepräsident gehen von einem "Terroranschlag" aus. Österreicher sollen keine unter den Opfern sein.
  • Die Istanbuler Einkaufsstraße İstiklal wurde am Sonntag-Nachmittag von einer Explosion erschüttert.
  • Mindestens 6 Menschen wurden getötet, 81 weitere verletzt.
  • Der türkische Präsident Erdoğan sprach von Terror.
  • Eine Verdächtige soll eine Bombe gezündet haben.
  • Österreicher sollen keine unter den Opfern sein.
  • Van der Bellen, Nehammer und Rendi-Wagner sprachen ihre Anteilnahme aus.

In der türkischen Metropole Istanbul hat sich am Sonntag offenbar ein Terroranschlag mit mehreren Toten ereignet. Die Explosion in der Einkaufsstraße Istiklal sei ein "hinterhältiger Anschlag" gewesen, sagte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan. "Die Verantwortlichen werden die Strafe bekommen, die sie verdienen", fügte er hinzu.

ZIB-Korrespondentin Wagner zum Anschlag in Istanbul

Auch Vizepräsident Fuat Oktay bezeichnete die tödliche Explosion als "Terroranschlag". Davon gehe man zum derzeitigen Zeitpunkt aus, sagte er am Sonntagabend vor Journalisten. Videoaufnahmen zeigten, wie eine Verdächtige etwa 40 Minuten lang auf einer Bank sitze und wenige Minuten vor der Explosion aufstehe, sagte Justizminister Bekir Bozdag. Die Identität der Frau sei noch nicht geklärt.

Laut Behörden wurden sechs Menschen getötet, 81 weitere verletzt. 39 davon konnten kurz danach schon wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden, von 42 weiteren Personen, die noch behandelt wurden, befanden sich fünf auf der Intensivstation, zwei von ihnen galten als schwer verletzt. Unter den Toten seien auch ein Ministeriumsmitarbeiter und seine Tochter, schrieb Familienministerin Derya Yanik am Abend auf Twitter. Hinweise auf Österreicher unter den Opfern gab es nicht. 

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Definitiv von Terrorismus zu sprechen, sei vielleicht falsch, schränkte Erdoğan ein. Aber der Gouverneur der Metropole, Ali Yerlikaya, habe ihm gesagt, es liege ein "Geruch von Terror" in der Luft. Der türkische Kommunikationsminister Fahrettin Altun erklärte, die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat liefen. Istanbul und andere türkische Städte waren in der Vergangenheit wiederholt von politisch motivierten Anschlägen militanter kurdischer oder islamistischer Gruppen erschüttert worden.

Nachrichtensperre

Die Detonation hatte sich laut Yerlikaya um 16.20 Uhr Ortszeit (14.20 Uhr MEZ) zugetragen. Rettungskräfte und Polizei waren in großer Zahl am Ort im Einsatz, berichtete der staatliche Sender TRT. Hubschrauber überflogen das Stadtviertel Beyoglu und angrenzende Stadtteile. Die Rundfunkbehörde verhängte eine vorläufige Nachrichtensperre, damit es nicht zu Panik in der Bevölkerung kommt. Auf Bildern, die über die sozialen Medien verbreitet wurden, waren zerborstene Scheiben und auf dem Boden liegende und mit Blut überströmte Menschen zu sehen. Passanten sollten die Gegend meiden.

Die Straße ist ein touristischer Hotspot im Zentrum des europäischen Teils der türkischen Metropole, die auch sonntags häufig stark besucht wird. Es war unklar, ob auch Österreicher unter den Opfern waren. Wie es aus dem Außenministerium auf APA-Anfrage hieß, lagen diesbezüglich noch keine Informationen vor. Die Erkundigungen durch das Generalkonsulat in Istanbul seien aber noch im Gange.

Anteilnahme aus Österreich

Umgehend gab es zahlreiche internationale Beileidsbekundungen, auch aus Österreich. "Angesichts der schrecklichen Explosion diesen Nachmittag im Herzen von Beyoglu sind meine Gedanken bei den Familien der Opfer", schrieb Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf Twitter.

Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der von einer "fürchterlichen Explosion" sprach und den Verletzten rasche Genesung wünsche. "Ich hoffe, dass die Hintergründe schnellstmöglich aufgeklärt werden können", so Nehammer am Sonntagabend auf Twitter. Ihr "tiefes Mitgefühl" den Opfern und deren Familien bekundete im selben Medium auch die Vorsitzende des außenpolitischen Ausschusses im Parlament, SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner.

"Erschüttert" zeigte sich auch der deutsche Präsident Frank-Walter Steinmeier. "In diesem Moment des Schocks stehen wir Deutsche an der Seite der Bürgerinnen und Bürger Istanbuls und des türkischen Volkes." Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Karine Jean-Pierre, verurteilte die "Gewalttat". "Wir stehen im Kampf gegen Terrorismus Seite an Seite mit unserem Nato-Verbündeten Türkei", erklärte sie weiter für das Weiße Haus.

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Explosion in Istanbul

Explosion in central Istanbul's Taksim area

Exploison in Istanbul

TURKEY-EXPLOSION

TURKEY-EXPLOSION

In der Türkei ist es in der Vergangenheit immer wieder zu Anschlägen gekommen - auch im Zentrum Istanbuls. 2016 hatte sich etwa ein Selbstmordattentäter auf der Istiklal in die Luft gesprengt und vier Menschen getötet, 39 weitere wurden verletzt. Nach Angaben der türkischen Regierung hatte der Attentäter Verbindungen zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Die Gruppe selbst bekannte sich damals nicht zu der Tat. Im selben Jahr waren bei einem Selbstmordattentat des IS im historischen Zentrum Istanbuls zwölf Deutsche getötet worden. Auch die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK verübt immer wieder Anschläge in der Türkei.

Kommentare